Theorie des Tages

Monat: Juli, 2012

Der Trägheitssatz revisited – Dienstag, 31. Juli 2012

Warum schieben Menschen lästige oder langweilige Arbeiten eigentlich immer bis zum letzten Moment auf?

Faulheit? Charakterschwäche?

Ach was, ganz im Gegenteil! Der Mensch sucht Nervenkitzel, Risiko und Herausforderungen. Langweilige Routinearbeiten unterfordern ihn mörderisch. Es lohnt sich doch gar nicht, dafür das Hirn hochzufahren.

Wenn er für die Aufgabe allerdings nur noch wenige Minuten/Stunden/Tage Zeit hat, dann gewinnt sie auf einmal erheblich an Schwierigkeit und der Stress jagt den Kreislauf von alleine aus dem Keller, wo er seit Tagen an der Konsole hängt. Schon kommt sie den Bedürfnissen des Menschen entgegen und er kann sie erledigen. Ist danach sogar richtig stolz auf sich, weil er den Idioten, die prophezeit haben, dass das Ganze schiefgehen wird, wieder mal ein Schnippchen geschlagen hat.

Nur, dass ich meine Theorien immer erst um kurz vor Mitternacht verfasse, das hat bestimmt nichts mit Unterforderung zu tun. Das ist tatsächlich die reine Faulheit.

Beunruhigende Entwicklungen – Montag, 30. Juli 2012

Ich bin Studentin in den Semesterferien, folglich habe ich keine Ahnung, welcher Wochentag ist. Der Geräuschkulisse vor meinem Fenster nach zu urteilen ist es Samstagabend. Offensichtlich findet da draußen gerade eine kleine Facebook-Party statt.

Ein Blick auf die Kalenderfunktion meines Computers belehrt mich eines Besseren. Es ist Montagabend. Also was passiert da draußen?

Ich kann nichts sehen, nur hören – und riechen. Es riecht schon den ganzen Abend beunruhigend angebrannt, und obwohl meine Mitbewohnerin der Meinung ist, dass bestimmt nur jemand grillt, fühle ich mich etwas unwohl bei der Sache. Ich bin schon in den Garten gegangen und habe nachgeschaut, ob ich es hinter irgendeinem Fenster flackern sehe.

Dazu kommt männliches Gegröhle.

Vor einer Weile war auch noch laute Musik zu hören, aber das ist jetzt schon eine Weile her.

Bei dem Versuch, festzustellen, ob es irgendwo brennt, konnte ich zumindest sehen, dass beim Serienkiller zwar eigentümlicherweise Licht an ist, aber niemand zuhause zu sein scheint.

So. Falls sich hier noch irgendwo die Sechs Spürnasen, bzw. die Fünf Freunde herumtreiben, sollten sie sich bitte jetzt zeigen!

Verdammt. Wie es aussieht, muss ich den Fall alleine lösen. Also gut.

Ich habe den hässlichen Verdacht, dass heute Mordtag war. Der Serienkiller und sein Freundeskreis haben mal wieder eine hübsche junge Frau getötet. Die Musik war nur dazu da, die Schreie zu übertönen.

Und jetzt?

Jetzt sitzen sie zusammen, grillen die Leiche (und essen sie auf), saufen, gröhlen und haben Spaß. Das Licht in der Wohnung des Serienkillers ist selbstverständlich nur Tarnung. Wenn ich morgen wieder von Baulärm aufwache, dann hat sich meine Theorie bestätigt.

Wie soll man den Mann aber überführen?

Hm…vielleicht hat er ja per Facebook zu dem Mord eingeladen?

Gründe, sofort Selbstmord zu begehen – Sonntag, 29. Juli 2012

Früher als anarchistische Elfjährige habe ich mich immer gefragt, wie die Erwachsenen eigentlich so blöd geworden sind. Warum die freiwillig so dämliche Jobs annehmen, über die sie dann jeden Abend jammern. Ich wollte so jedenfalls nicht werden. Ich würde nicht irgendwann meine Träume aufgeben und mich in irgendeinem blöden Büro beim Chef einschleimen. Ich würde ein eigenständiges, aufrichtiges Leben nach meinen eigenen Regeln führen.

Vierzehn Jahre später kenne ich die Antwort auf die Frage, wie die Erwachsenen so geworden sind, wie sie sind. Sie haben ihre Träume nicht aufgegeben. Sie haben alles dem wichtigsten Traum geopfert: Der Eigenständigkeit.

Um von ihren eigenen Eltern (finanziell) unabhängig zu werden, mussten sie leider in irgendein Büro gehen und sich beim Chef einschleimen. Kostümchen und Anzüge tragen und gute Umgangsformen lernen. Sich entwürdigenden Bewerbungsgesprächen und Auswahlverfahren aussetzen und hoffen, dass sie angenommen werden, weil sich das alles vielleicht ein klein bisschen weniger elend anfühlt als das, was passiert, wenn Mami und Papi ihnen mit dem Recht dessen, der ihre Rechnungen bezahlt, vorschlagen, sie könnten doch beim Bäcker jobben, denn die 400 Euro sind ja wohl besser als nichts.

Ach, Mama! Ach, Papa! Wenn ich vor sechs Jahren gewusst hätte, dass eine Bäckergehilfin als Tochter euch gut genug ist, dann hätte ich doch nie studiert!

Preferenzen – Samstag, 28. Juli 2012

Ich hasse den Tatort. Warum schaue ich dann Bulle von Tölz?

Hm…

Es ist lustig.

Es wird nicht dauernd rumgeschrieen.

Es gibt weniger dissonante Keyboardtöne.

Der Vorspann ist nicht so grässlich.

Es wird tatsächlich so etwas wie Gesellschaftskritik betrieben.

Mimimi – Freitag, 27. Juli 2012

Heute nur eine ganz simple These, die Pessimisten aller Länder und etliche Besucher von Ü-60-Parties bestätigen dürfte: Es wird alles immer schlimmer!

Zur Illustration hier einige Beispiele:

Dagobert Duck schwamm noch in Geld. Heute schwimmen wir in Schulden, zumindest laut ZDF-Nachrichtensprecher.

Früher hatten wir Bürokratie. Heute haben wir Computer. Und computerisierte Bürokratien.

Früher konnten Deutsche einfach kein Englisch. Heute sprechen sie Englisch mit grausigem Akzent.

Früher war mein Vater einfach nur ein Nörgler. Heute ist er Rentner.

Theory what Theory – Donnerstag, 26. Juli 2012

Ich bin ja eigentlich kein Mensch, der es sich leisten kann, andere für ihre Suchanfragen bloßzustellen, aber es ist jetzt schon das zweite Mal innerhalb eines Monats, dass jemand auf Theorie des Tages stößt, weil er „Fanfiction Fußball Gerard Pique“ gegoogelt hat. Ich weiß nicht, ob es sich dabei um eine Person handelt, die sich nicht traut „Shakira Porno“ zu googeln, oder ob es sich tatsächlich um eine Gestalt handelt, die gerne lesenderweise seinen Modellkörper näher erkunden möchte. Ich fürchte nur, dass sie mit meinem Blog nicht sehr glücklich werden wird.

Naja, probieren wir es mal. Und wenn, dann machen wir es auch gleich richtig. Gerard Pique Slash. Wie könnte das aussehen? Mit wem shippen wir Pique?

Ein klassisches Pairing scheint ja Pique/Messi zu sein, aber für mich ist das ein  Crossover mit Beauty and the Beast.

Puyol? Auch nicht. Bei den Locken muss ich mir immer eine Hausfrau mit Schürze und Schneebesen vorstellen, und das ist nicht die Art Kopfkino, die ich irgendwem zumuten möchte.

Na gut, ich hab´s. Iker Casillas.

++

Also. M/M, PWP, h/c, angst, slight AU, unusual pairings

Pique ging mit hängendem Kopf in die Kabine. Sein Fehler war es gewesen, sein Fehler der es Mandzukic erlaubt hatte, das 1:0 zu schießen. Das entscheidende 1:0. Er konnte immer noch nicht glauben, dass alles vorbei war. Nicht einmal die Gruppenphase hatten sie überstanden! Was für eine Schande! Den dritten Titel hatten sie holen wollen, und jetzt?

Pique stand unter der Dusche, allein. Er hatte sich so lange auf dem Klo versteckt, bis niemand mehr dagewesen war. Er wollte jetzt niemanden sehen. Am allerwenigsten Iker. Iker, der so hoffnungsvoll gewesen war. Der nach Piques Fehler keine Chance mehr gehabt hatte, das Tor zu verhindern. Er, Pique, hatte Ikers Träume zerstört. Er wusste nicht, wie er ihm jemals wieder ins Gesicht sehen sollte.

Hinter sich heute er die Tür aufgehen. Seine Schultern verkrampften sich. Wenn er schon angeschrieen wurde, dann wollte er dabei wenigstens nicht nackt sein. Er schloss die Augen und lehnte seinen Kopf gegen die Wand. Auf seinem Gesicht mischten sich Wasser und Tränen.

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Er zuckte zusammen. „Gerard?“ flüsterte eine sanfte Stimme an seinem Ohr. Er erschauderte. Iker! Warum gerade er?

Pique spürte, wie er herumgedreht wurde. „Lass mich!“ flehte er. „Ich kann dich nicht ansehen.“

Iker schob eine Hand unter sein Kinn und zwang ihn, aufzuschauen. „Gerard!“ sagte er wieder. „Du musst dich doch nicht schämen! Wir haben das Spiel alle zusammen verloren!“

Mit dem Mut der Verzweiflung sah Pique seinem Teamkollegen in die Augen. „Das ist es nicht, es ist schlimmer!“ rief er. „Es ist deinetwegen! Du wolltest diesen Titel doch so sehr, und ich kann es nicht ertragen, dass ich deine Träume zerstört habe! Denn ich…du bist…“

Iker konnte seinen Ohren kaum glauben. Sagte Pique ihm wirklich gerade, dass er ihm etwas bedeutete? Er hatte es nicht zu hoffen gewagt, hatte geglaubt, sie könnten nie mehr als gute Freunde sein! Der Schmerz über die Niederlage schien abrupt von ihm abzufallen und er begann vor Freude und Verwirrung zu lachen. Pique sah ihn verwundert an, und Iker strich ihm zärtlich die nassen Haare aus dem Gesicht.

„Gerard!“ sagte er glücklich. „Deine Liebe bedeutet mir doch viel mehr als jeder Titel! Und wenn wir dieses Spiel verlieren mussten, damit wir zueinander finden, dann war es das wert!“

Piques Augen weiteten sich, doch er bekam keine Gelegenheit mehr, zu antworten, denn schon zog Iker ihn in seine Arme und küsste ihn, während die Dusche sie beide nassregnete.

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So. Und nach derart viel Zuckerwatte brauche ich jetzt erstmal einen Schnaps.

 

 

Lighthearted Banter – Mittwoch, 25. Juli 2012

Ich bin ja immer wieder fasziniert davon, über welche Stichworte Menschen auf Theorie des Tages stoßen. Als Blogger wird man Zeuge der intimsten Fragen, Interessen und Begierden seiner Mitmenschen. Und der absurdesten. Eine der letzten Suchanfragen lautete etwa: Aberglaube der Chelsea-Fans.

Ich bin mir relativ sicher, dass die adrenalingeschwängerten Ausführungen von kurz vor dem Anpfiff des FA-Cup-Finales, auf die der oder die Betreffende gestoßen sein wird, ihm oder ihr nicht sonderlich weitergeholfen haben. Das ist natürlich traurig, ich möchte mich schließlich als nützliches Mitglied der sogenannten Netzgemeinde fühlen können. Also werde ich jetzt erklären, was es mit dem Aberglauben der Chelsea-Fans auf sich hat.

Der FC Chelsea hängt dem Aberglauben an, dass Chelsea irgendwann die Champions-League gewinnen wird, wenn sie jeden Liverpool-Spieler kaufen, der ein Tor gegen sie schießt. Kaum hatten sie die 50-Millionen-Benchmark Fernando Torres ersteigert, traf Raul Meireles gegen sie zum 1:0 und bescherte ihnen eine peinliche Heimniederlage. Folglich erstanden sie im nächsten Transferfenster auch diesen. Und obwohl ich eigentlich den FC Chelsea nicht übermäßig gerne habe, bin ich doch ganz froh, dass sie letzte Saison die verdammte Champions-League endlich gewonnen haben. Nach unserem letzten Saisonspiel gegen die Rentboys wäre unser Kader sonst nämlich ganz schön dezimiert gewesen. 😛

Happy Birthday – Dienstag, 24. Juli 2012

Was ist ein Geburtstag?

Ein Geburtstag ist eine Gelegenheit für andere Menschen, einem ihre Interessen aufzuzwingen. Da kriegt man dann Klassik-CDs, obwohl man nur Death Metal hört; oder Bücher über die  Welfen, obwohl man sich für Geschichte erst ab der Erfindung der Elektrizität interessiert.

Ich glaube, dass Geburtstagsgeschenke ursprünglich nur erfunden wurden, um weitere Einflußmöglichkeiten auf die Entwicklung der Kinder zu haben. Und um was für ein infames Mittel es sich hierbei handelt: Schließlich kann man Geschenke ja schlecht zurückweisen! Sogar dankbar muss man sich zeigen!

Anders konnten Eltern sich wahrscheinlich einfach keine Bestätigung mehr dafür holen, dass ihre Interessen super interessant und sie total großartig sind. Zum Glück gibt es manchmal auch eine kleine Bestechungsbeigabe dazu, von der man sich doch noch einen schönen Tag machen kann.

Zynismus und Zucker* – Montag, 23. Juli 2012

Dass Süßigkeiten total böse sind, das wissen wir ja alle. Deswegen stehen wir ja so drauf. Aber warum sie so böse sind, darüber haben wir völlig falsche Informationen. Alle regen sich immer über den Zucker auf, dabei ist der de facto harmlos. Jedenfalls im Vergleich zu manchen anderen mutmaßlichen Inhaltsstoffen.

Heute etwa trank ich in einem Anflug nachmittäglicher Depression ein paar Schluck aus einer warmen Flasche Lemonce-Likör (ich war leider auch zu depressiv um mir Eiswürfel zu holen, geschweige denn, mir einen richtigen Drink zu machen), und weil mich das nicht so richtig überzeugte, kippte ich noch zwei Schluck pisswarmen Peachtree hinterher.

Und siehe da; endlich wusste ich auch, womit eigentlich die leckeren Nimm2-Bonbons gefüllt sind.  Alkoholismus bildet.

*Offenbar ist mein Leben die deutsche Fortsetzung von Cyanide and Happiness, beziehungsweise Icecream and Sadness. Ich habe das auch erst kürzlich festgestellt.

Herbstgefühle – Sonntag, 22. Juli 2012

Es ist Ende Juli, und früher wäre ich zu dieser Jahreszeit total in Sommerstimmung gewesen. Heute sitze ich da und kriege schon wieder die ersten Winterdepressionen. Ist die Sommersonnwende erst einmal vorbei, kriege ich sofort Angst vor dem ersten Schnee. Irgendwie scheint meine innere Uhr ein paar Monate vorzugehen. Warum ist das so?

Naja. Früher, da gab es so etwas wie Schule. Folglich gab es auch sowas wie Sommerferien. Und die fingen für mich Ende Juli an. Folglich fing Ende Juli für mich auch der Sommer an.

Aber der August ist in Deutschland doch gerne mal verregnet und so gar nicht sommerlich?

Klar. Aber damals bin ich ja immer noch mit Mami und Papi in den Urlaub nach Italien, Griechenland oder Südfrankreich gefahren. Und da war schon noch ein paar Wochen Sommer, Sonne, Sonnenschein. Und außerdem hatte ich damals noch keine Winterdepressionen.

So, wäre das auch geklärt.