Theorie des Tages

Kategorie: Internet

Schönen Gruß und auf Wiedersehen – Mittwoch, 31. Dezember 2014

Manchmal sind Dinge schneller vorbei, als man dachte. Mir war schon seit einer Weile klar, dass ich nicht mehr lange weitermache, aber die weihnachtsbedingte, ungeplante Pause hat den Abschied beschleunigt. Neujahr ist der Tag, an dem man Dinge neu anfängt, also ist es nur recht und billig, an Silvester Dinge zu beenden.

Beinahe drei Jahre Theorie des Tages sind mehr, als ich je glaubte, schaffen zu können, und ich danke allen meinen Followern und stillen Mitlesern, dass sie mich bis hierher begleitet haben. Für mich war es meistens unterhaltsam, für euch vielleicht auch.

Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist; das schaffen die wenigsten. Die zweitbeste Wahl ist wohl, aufzuhören, solange der Abschied noch weh tut. Ihr werdet mir fehlen.

Ich gehe mich jetzt mit der traditionellen Silvesterbowle betrinken, um mir über den Schmerz hinwegzuhelfen, und euch wünsche ich ein schönes neues Jahr und viel Glück auf eurer weiteren Reise. Dieses Blog endet hier. Bitte alle aussteigen.

Guilty Pleasures: Bücher – Montag, 08. Dezember 2014

  • Bücher noch einmal lesen, die man schon tausendmal gelesen hat
  • Bücher auf Amazon nachschauen, und sich dann seitenlang durch „Kunden, die xyz gekauft haben, kauften auch…“ – Empfehlungen klicken
  • Verrisse von Büchern lesen, die man nicht leiden kann
  • Bücher nicht leiden können, obwohl man sie nicht gelesen hat
  • Schlechte Bücher lesen und sich daran weiden, ein wieviel besserer Schriftsteller man wäre

Die Zweijahresregel – Samstag, 01. November 2014

Ich habe die Beobachtung gemacht, dass persönliche Blogs selten länger als zwei Jahre durchhalten und, wenn doch, es vielleicht besser nicht getan hätten. Meine Schlussfolgerung daraus ist, dass Menschen sich alle zwei Jahre so sehr verändern, dass zwischen dem Ausgangsindividuum und der aktuellen Person keine Deckung mehr besteht.

Natürlich erfolgen solche Veränderungen schleichend. Über lange Zeit hinweg gelingt es, an die Ausgangsidee und -thematik und den ursprünglichen Tonfall des Blogs anzuknüpfen; vielleicht auch sie schleichend zu verändern. Aber die Veränderungsmöglichkeiten eines Themas sind begrenzter als die einer Person, und irgendwann ist die Entfremdung so groß, dass das ursprüngliche Thema einfach nicht mehr als so eine schrecklich gute Idee erscheint.

Möglicherweise mache ich beim Nano gerade eine ähnliche Beobachtung. Vor zwei Jahren ist mir die Idee zu der Geschichte gekommen, die ich gerade wieder einmal zu schreiben versuche. Und ehrlich gesagt nimmt mein Enthusiasmus mit jedem Mal stärker ab und ich kann weniger die Begeisterung erfassen, die ich ursprünglich für meine Geschichte hatte; geschweige denn, vermitteln.

Für die meisten Projekte scheint es ein Window of Opportunity zu geben, innerhalb dessen man seine Sache so gut wie möglich machen oder das Ganze von vorne herein vergessen sollte. Wenn man sich das klarmacht, dauert das Leiden und Scheitern ein bisschen weniger lange, als es dauert, wenn man aus lauter Sturheit immer noch Projekte von vor fünf Jahren mit sich herumschleppt. Ich bin nicht sehr gut darin, Leiden und Scheitern zu vermeiden.

Wie die Technik unsere Sprache verändert – Sonntag, 26. Oktober 2014

Unerreichbar

Früher: Superattraktiv.

Heute: Total unattraktiv.

to chat:

Früher: Jemanden treffen.

Heute: Jemanden nicht treffen.

Surfer:

Früher: Braungebrannter, sportlicher Typ

Heute: Bleichgesichtiger, pickeliger Nerd

PWP:

Früher: Porno mit Handlung

Heute: Porno ohne Handlung

F you – Samstag, 04. Oktober 2014

Ich habe heute gelesen, dass die meisten Menschen, Websites in Form eines „F“ lesen. Sie überfliegen die ersten zwei Zeilen, dann bloß noch die ersten Wörter jeder Zeile, bis ungefähr zur Mitte der Seite, dann

lesen

sie

auch

noch mal kurz ein bisschen weiter in die Mitte hinein; und dann

lesen sie nur noch die Anfangswörter jeder Zeile. Das heißt, dass

fast

alles

was

ich

schreibe,

ungelesen

bleibt.

Mistkerle.

Weitere faszinierende Forenphänomene – Dienstag, 30. September 2014

  • Nie ist eine Unterhaltung angespannter, als wenn sich die Diskutanten unentwegt mit „Lieber….“, „Liebe…“ anreden.
  • Erstaunlich viele Menschen leiden unter einer Deppression.
  • Es scheinen immer noch viele Forenteilnehmer zu glauben, es sei irgendwie toll, bunte Schriften zu verwenden.
  • Nie vergessen Menschen schneller, wie die Zitierfunktion funktioniert, als wenn man ihnen unangenehme Fragen stellt.

Klassische Forenphänomene – Sonntag, 28. September 2014

  • Noobs, die gleich als erstes in jedem Unterforum zum aktuellsten Thema ihren Senf dazugeben müssen, weil sie glauben, die Lösung aller Probleme zu sein, die das Forum je hatte.
  • Egal, was das Thema ist, irgendjemand will es nicht einsehen und beschließt, dass der Thread, in dem eine Frau über Postabtreibungsdepressionen redet, der geeignete Ort ist, um seinen Kreuzzug gegen die undifferenzierte Verwendung des Wortes „Magentarot“ zu führen.
  • „Ich glaube, das ist auch doof für Maggihäschen, wenn wir hier über sie statt mit ihr reden!“
  • Jeder kann sich aller Offtopic-Diskussionen eine Zeitlang enthalten, und manche können sich aller Offtopic-Diskussionen immer enthalten, aber es können sich nie alle aller Offtopic-Diskussionen für immer enthalten.

Legendenbildung – Freitag, 19. September 2014

Mein guter alter Newsticker. Da hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, dass ich all die wichtigen Nachrichten vernachlässige, die er mir täglich zukommen ließe, wenn ich ihn denn abrufen würde, und als ich mich zu letzterem doch einmal durchringe, nimmt er mir, galant wie er ist, jegliches Schuldgefühl – denn kann man die Meldung, dass Bastian Schweinsteiger und Til Schweiger gemeinsam ein Selfie gemacht haben wirklich unter „wichtig“ verbuchen?

Nun – vielleicht, wenn man ein Fan zweifelhafter Wortneuschöpfungen wie „Schweigsteiger“ ist. Ich möchte aber gleich von Anfang an sagen, dass ich eine entschiedene Gegnerin dieses Pairings bin. Denn anders als bei Gerlonso, deren gemeinsame Liebe Legenden zufolge immerhin einen recht passablen Außenverteidiger zustande gebracht hat, kann bei Schweini und Schweigi nur eins rauskommen: Keinohrferkel. Und das wäre dann selbst für einen Til-Schweiger-Film ein ziemlich dämlicher Titel.

Auch eine Art, zu gewinnen – Samstag, 16. August 2014

Jetzt weiß ich wieder, warum ich mich so sehr vor Diskussionen fürchte. Nicht, weil die Argumente anderer unschlagbar wären, sondern weil sie so unlogisch sind, dass sie keinerlei Ansatzpunkt für Widerspruch mehr bieten.

Für den Blutdruck – Donnerstag, 14. August 2014

Es kommt der Tag, an dem man sich von der Vorstellung löst, man könne und müsse von absolut jedem Menschen etwas lernen. Meistens ist das der Tag, an dem man das erste Mal online geht. Die Ansichten mancher Leute sind mit strafrechtlich nicht bedenklichen Worten eigentlich nicht mehr zu beschreiben.