Theorie des Tages

Kategorie: Verschwörungstheorien

Der Wohltäter kommt von außen – Mittwoch, 10. September 2014

Natürlich kann man meinen gestrigen Theorien auch noch eine weitere hinzufügen: Die Sachen stammen gar nicht von jemandem aus dem Haus. Möglicherweise sind in ihnen geheime Botschaften derjenigen versteckt, die der Weirdo eigentlich ausspionieren soll. Vielleicht sollte ich ihm mal sagen, dass er das falsche Haus beobachtet.

Von Bienen und Aliens – Dienstag, 22. April 2014

Ein weiterer Tag Lebensunfähigkeit neigt sich dem Ende zu, Atleti und Chelsea haben unentschieden gespielt und der Frühling kann sich immer noch nicht entschließen, so warm wie der Winter zu werden. Nichtsdestotrotz fliegen auf meinem Balkon jede Menge Brummviecher herum; so viele, genaugenommen, dass ich bereits eine Summtonpsychose entwickle. Von den Albträumen ganz zu schweigen.

Da eine Psychose ohne ein paar anständige Verschwörungstheorien keinen Spaß macht, möchte ich hier dringend die Behauptung loswerden, dass es sich zumindest bei einer Art Brummviech gar nicht um Insekten, sondern um außerirdische Roboter handelt. Die Rede ist selbstverständlich von den Bienen.

Gestern, irgendwann am frühen Nachmittag. Eine Biene verirrt sich auf die falsche Seite der Balkontür. Offenbar handelt es sich um eine clevere Biene, denn sie versucht gar nicht erst, durch die Glasscheibe zu kommen. Stattdessen schwänzelt sie um den metallenen Türgriff herum. Davon abgetörnt dreht sie ab und fliegt ins Zimmer hinein zur nächsten Attraktion: Dem ebenfalls metallenen Kronleuchter. Auch dieser wird eingehend befühlt.

Um irgendwelche peinlichen Rückschlüsse auf die hygienischen Verhältnisse in meiner Wohnung auszuräumen: Nein, ich schmiere meine Lampen nicht mit Nektar ein! Offensichtlich fühlt diese spezielle Biene sich ausdrücklich nicht von Blumen, sondern von Metall angezogen.

Während ich ihren Weg zurück nach draußen mit den Augen verfolge, fällt mir auf, dass sie sehr ruckartig fliegt. Gar kein brummviechmäßiges Geschwirre, eher wie eine U-Bahn, die immer wieder anfährt und dann doch wieder stehenbleibt. Ich sag´s ja: Eindeutig ein Roboter. Akte X lässt grüßen.

Ein neuer Spuk – Mittwoch, 16. April 2014

Es ist lange her, dass ich mich über das Haus beschwert habe, in dem ich lebe, aber ich muss der Liste merkwürdige Phänomene noch ein weiteres hinzufügen: Offenbar befindet sich irgendwo in meiner Küche das Bermudadreieck.

Bevor jetzt irgendjemand in meinem Kühlschrank nach Außerirdischen von der Venus sucht: Ich denke, ich habe nur einen kleinen Ableger des Bermudadreiecks in meiner Wohnung. Der reicht gerade mal so aus, um Frühstücksbrettchen schwarz zu färben, Schmieröl wegzuzaubern und die Funkuhr Amok laufen zu lassen. Also lohnt es sich gar nicht, große Nachforschungen anzustellen. Es genügt, das Phänomen der Liste spukiger Macken meines Zuhauses hinzuzufügen.

Nachbemerkung – Donnerstag, 20. März 2014

Offenbar bin ich doch nicht die Einzige, die auf die Hacker-Theorie verfallen ist. Siehe auch dieser Artikel. Allerdings weiß ich jetzt auch, dass ein solches Vorgehen offenbar nicht möglich ist.

Ein paar Gedanken zu aktuellen Geschehnissen – Mittwoch, 19. März 2014

Eigentlich bietet sich schon seit Tagen ein Thema für eine Theorie an. Das Rätsel um Flug MH 370. Allerdings ist es für ein Satireblog eigentlich zu ernst. Hinzu kommt, dass ich von keinerlei Luftfahrtkenntnissen belastet bin, die mir bei meinen Vermutungen nützlich werden könnten. Bleibt mir also, die Theorien anderer zu betrachten.

1. Es waren Außerirdische.

Ich nehme an, damit ist gemeint, dass das Flugzeug von Außerirdischen entführt wurde. Stellt sich die Frage, warum es dann noch über mehrere Stunden hinweg Signale an Satelliten abgegeben hat. Es war doch nicht etwa auf der Flucht vor einem Tarnkappen-Ufo?

2. Terroristen

Stellt sich die Frage, warum sie sich zu der Entführung nicht bekennen. Darauf wissen findige Köpfe natürlich eine Antwort: Sie verstecken das Flugzeug, um es dann bei Gelegenheit, gefüllt mit Sprengstoff, in ein wichtiges Gebäude rasen zu lassen. Nun, dann stelle ich eben eine weitere Frage: In welcher Welt ist das ein ökonomisches Vorgehen?

Nehmen wir einmal an, der Schwierigkeitsgrad einer Flugzeugentführung ist konstant. Wenn ich weiß, wie ich Flug MH 370 entführe, weiß ich also auch, wie ich ein anderes Flugzeug entführe; eins, das zu dem Zeitpunkt unterwegs ist, zu dem ich gerne meinen Terrorakt begehen möchte. Warum sollte ich dann also den zusätzlichen Aufwand auf mich nehmen, ein Flugzeug spurlos von den Radarschirmen verschwinden zu lassen, es mehrere Monate lang zu verstecken und nebenbei 239 Menschen beiseite zu schaffen?

3. Selbstmord des Piloten/Copiloten

Dass im Fall eines vorsätzlichen Verschwindens die Piloten die Hauptverdächtigen sind, liegt nahe. Es wäre auch nicht ungewöhnlich, wenn ein Pilot als Selbstmordmethode das Abstürzen wählt; zumindest würde es mit dem Grundsatz übereinstimmen, dass Selbstmörder eine Suizidmethode wählen, zu der sie einen engen Bezug haben. Stellt sich aber doch die Frage, wie so ein Selbstmordplan eigentlich aussehen soll. Um ihn ungestört durchführen zu können, müsste der Suizidant ja erst einmal den Rest der Crew beseitigen, und das, ohne dass die Passagiere etwas mitbekommen. Unwahrscheinlich, dass kein Crewmitglied es schafft, einen Notruf abzusetzen. Unwahrscheinlich auch, dass der Suizidant nach erfolgreicher Ausschaltung seiner Kollegen dann noch sieben Stunden weiterfliegt.

4. Feuer

Die Theorie, dass die Kommunikationssysteme aufgrund eines Brandes, dessen Gase nach und nach die Crewmitglieder außer Gefecht gesetzt hat, ausgeschaltet wurden, ist derzeit wohl die Einzige, die nicht von einem geplanten Verschwindenlassen ausgeht. Ob sie wahrscheinlich oder auch nur möglich ist, kann ich nicht beurteilen. Ich muss allerdings sagen, dass ich sie mit Abstand am beklemmendsten finde. Der Gedanke, dass ein Flugzeug voller Leichen noch stundenlang auf Autopilot über den Ozean fliegt, bis ihm irgendwann der Sprit ausgeht, ist ziemlich makaber.

5. Eine Entführung

Nachdem sich unter den Passagieren offenbar keine verdächtigen Personen gefunden haben und zudem zum Ausschalten sämtlicher Kommunikationssysteme wohl Kenntnisse benötigt werden, die über das in den letzten Tagen in weiten Teilen der Welt akkumulierte Laienwissen über Transponder und ACARS hinausgehen, wären die Hauptverdächtigen unter den Crewmitgliedern auszumachen. Klar ist: Sofern nicht die gesamte Crew Teil einer Verschwörung war, wäre es auch hier nötig, die nicht involvierten Crew-Mitglieder auszuschalten, idealerweise ohne dass die Passagiere davon Kenntnis nehmen. Für zwei Menschen vielleicht machbar, für einen allein dürfte es erheblich schwieriger sein, vor allem, wenn er nebenbei auch noch fliegen und aufpassen muss, dass niemand einen Notruf absetzt. Aber nehmen wir einmal an, es sei möglich. Was ist dann passiert?

5a) Missglückte Geiselnahme

Flugzeugentführungen laufen normalerweise darauf hinaus, dass Forderungen gestellt werden. Wenn dies im Fall MH 370 nicht der Fall war, dann heißt es nicht, dass es nicht intendiert war. Möglicherweise ist das Flugzeug auf dem Weg zu dem vom Entführer angestrebten Ziel verunglückt und ins Meer gestürzt. Im Vergleich eins der wahrscheinlicheren Szenarien.

5b) Besondere Passagiere

Theoretisch hätte der Entführer es auch auf einen ganz speziellen Passagier abgesehen haben können. Stellt sich die Frage, ob es erstens irgendeine Verbindung zwischen einem Crew-Mitglied und einem Passagier gab und ob zweitens das Crew-Mitglied wirklich würde abwarten wollen, bis der Betreffende zufällig einmal in seinem Flugzeug sitzt. Und dann einen Plan aus dem Ärmel schütteln, der so genial ist, dass das Flugzeug 11 Tage später immer noch gesucht wird?

Die einzig halbwegs denkbare Alternative ist, dass die Entführung von jemandem in Auftrag gegeben wurde, der wusste, dass die Zielperson diesen Flug nehmen würde. Das setzt aber erstens voraus, dass die Crew erpressbar oder bestechlich ist, und zweitens stellt sich ebenfalls die Frage, inwiefern ein derartiger Aufwand (und auch ein derartiges Aufsehen!) gerechtfertigt, bzw. vernünftig wäre.

5c) Hacker

Die folgende Theorie habe ich so bisher noch nirgends gelesen, sie ist mir während des Schreibens gekommen. Vorweg möchte ich sagen, dass ich sie weder für wahrscheinlich halte, noch weiß, ob ein solches Vorgehen überhaupt möglich ist. Die Theorie wäre, dass das Flugzeug quasi vom Boden aus entführt wurde. Die Kommunikationssysteme wären gehackt und dem Piloten von vorgeblichem Bodenpersonal eine Kursänderung aufgetragen worden, die ihn den Entführern direkt in die Arme treibt. Täter und Motive wären dabei natürlich völlig unklar.

Eine zweite, verwandte Theorie wäre, dass die Satellitendaten manipuliert wurden, um die Suchenden in eine falsche Richtung zu lenken. Dabei stellt sich natürlich die Frage, wer überhaupt so weit denkt, wo das Flugzeug stattdessen gelandet ist und warum, und vor allem, wieso es auf seiner Route nicht vom Radar erfasst wurde. Im Grunde will ich mit dieser Theorie auch nur dafür sensibilisieren, dass derartige Daten zunächst einmal bloß Daten sind, keine Beweise, und verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten unterliegen.

Natürlich gibt es noch eine Menge anderer Theorien, auf die ich an dieser Stelle schwerlich alle eingehen kann. Auffällig und traurig ist aber, dass die plausibelsten Theorien allesamt nahelegen, dass Crew und Passagiere tot sind.

 

Solipsistische Fingerübungen – Donnerstag, 13. März 2014

Da ich gerade so schön im Verschwörungsmodus bin, kommt hier schon die nächste wahnwitzige Theorie. Wie ich schon einmal erläutert habe, lassen sich aus den mannigfaltigen Diskussionen im Internet immer wieder die gleichen Kernthemen herausdestillieren. Der Grund dafür ist, wie ich in demselben Telefongespräch, auf dessen Kosten schon meine gestrige Theorie geht, festgestellt habe, dass sämtliche Diskussionen im Internet nur von zehn Personen geführt werden.

Die selbstredend alle in einem Call Center in Indien sitzen.

Um künftige Diskussionen für etwaige Mitleser etwas amüsanter zu machen, habe ich jedem dieser zehn einen schnuckeligen kleinen Nickname samt Steckbrief verpasst:

Bulldogg: Ein 35-jähriger Kampfsportler, der es trotz kleinbürgerlichem Elternhaus zum studierten Betriebswirt gebracht hat. Glaubt, mit diesem sagenhaft spannenden Lebenslauf bewiesen zu haben, dass äußere Umstände keine Rolle spielen und jeder, der genug Leistungswillen und Motivation hat, alles erreichen kann. Lebt in der Illusion, ein besonders hartes Leben hinter sich zu haben und dementsprechend auch ein besonders harter Kerl zu sein. Nimmt sich daher die Freiheit, seinen Mitmenschen in allen Lebenslagen den angeblich überfälligen „Arschtritt“ zu verpassen.

Schnappfisch: 45-jährige Besitzerin eines Friseursalons, die von ihren gebildeteren Kunden gelegentlich ein paar akademische Floskeln aufschnappt und erfolglos versucht, sie in Diskussionen an der richtigen Stelle anzubringen. Überzeugt, dass ihr schlichtes Gemüt eine Form moralischer Überlegenheit darstellt. Der Zynismus ihrer Mitforisten bringt sie regelmäßig an die ohnehin schon eng gesteckten Grenzen ihrer Artikulationsfähigkeit.

Liz: Gotisch angehauchte 29-jährige in angesagtem Job, die genau weiß, was sie will und wie andere sie zu behandeln haben. Übersieht regelmäßig, dass sie damit nur durchkommt, weil sie hübsch ist. Ihrem Diskussionsverhalten liegen zwei Prinzipien zugrunde: Erstens ist alles immer viel komplizierter als man denkt, weswegen ein unentwegtes „Differenzieren“ vonnöten ist –  und zweitens hat Bulldogg immer unrecht.

Madita: Übertherapierte Grundschullehrerin um die Vierzig, deren Diskussionsbeitrag darin besteht, alle anderen aufzufordern, doch mal darüber nachzudenken, warum sie ausgerechnet diese Meinung und nicht eine andere vertreten.

Dextro Energy: Kaugummikauender 19-jähriger Hauptschulabbrecher, der permanent Aggros schiebt und die anderen Mitdiskutanten anpöbelt, was für eine Scheizze sie schon wieder verbreiten. Wird sich bis zur unvermeidlichen Geburt seines kaugummikauenden, hauptschulabbrechenden Sohnes in dem Gefühl sonnen, von der Gesellschaft verstoßen zu sein und deshalb den vollen Durchblick zu haben.

Kleines Schutzengelchen: Fünf Jahre ältere Kollegin von Madita. Hält Diskussionen für einen Ausdruck menschlicher Destruktivität. Versucht immer noch, mit Kommentaren wie: „Ich finde, man kann das doch auch mal so stehen lassen! Warum muss man denn ständig noch mal nachtreten?“ endlich den Weltfrieden herbeizuführen. Wäre mit Sicherheit tief erschüttert über diesen Blogartikel.

Skeptiker: Frühverrenteter Misanthrop, der sich von einer Verschwörung aus Ärzteschaft, Klimaschützern, Raubtierkapitalismus und dem politisch-journalistischen Komplex umgeben sieht. Fühlt sich berufen, die übrigen Forenmitglieder vor ihrer Naivität zu beschützen.

Trollkirsche: Meister des aggressiven Kurzpostings.  Gegenargumente stehen auf seiner Skala unterdrückerischer Maßnahmen ungefähr auf einer Stufe mit öffentlichen Enthauptungen, weswegen er sich sofort auf sein Recht auf freie Meinungsäußerung beruft, sobald sich auch nur der kleinste Widerspruch gegen seine Behauptungen regt.

Zitrönchen: Ehemalige Deutschlehrerin, die sich für schlau hält, weil sie schon weiß, dass die anderen es blöd finden, wenn sie ihre Rechtschreibfehler hervorhebt. Tut es trotzdem, denn sie weiß ja, dass man das eigentlich nicht macht, also ist sie auch gar nicht wirklich ein Rechtschreibnazi, sie legt halt bloß Wert auf den Erhalt der deutschen Sprache. So viel Zeit kostet es ja auch nicht, Substantive groß zu schreiben; sie macht sich schließlich auch immer die Mühe, da kann man das doch auch von anderen…

Heiner Geissler: Der Mediator. Der butterweiche Verhandler. Der Mann, der alle Beteiligten zusammen an einen runden Tisch bringen und einen Kompromiss finden will, weil er immer noch der Illusion anhängt, dass a) Forendiskussionen endlich sind und b) irgendeiner der Beteiligten überhaupt Interesse an einem Kompromiss hat. Alternativ: Eine 32-jährige Mutti, die schon ihr ganzes Leben lang jede tiefere Beschäftigung mit irgendeiner Streitfrage mit dem Satz „Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo dazwischen.“ vermieden hat und nun auch das World Wide Web mit dieser Weisheit beglücken will.

 

 

Konspirative Call Center – Mittwoch, 12. März 2014

Vor zwölf Jahren galt ich als paranoid. Damals habe ich allen erzählt, dass die Geheimdienste der USA garantiert alle unsere Telefone abhören, aber niemand wollte mir glauben. Nun, heute könnte ich natürlich selbstgerechterweise erklären, ich hätte es ja immer gesagt, aber mittlerweile sehe ich das alles etwas gelassener, wie sich an diesem Gespräch zeigt, das ich gestern (per Telefon) mit der Mitbegründerin meines Blogbüros geführt habe. Wir schwelgten gerade in den Erinnerungen an unsere wilde Jugendzeit, als:

Ich: „Und dann war da dieser transsexuelle Gehirnchirurg, der xy Drogen andrehen wollte…Mist, jetzt habe ich „Drogen“ gesagt, gleich treten die Bullen die Tür ein!“

MBMBB: „Sag mal – wenn die NSA wirklich alle Gespräche überall auf der Welt abhört, wie viele Leute würde sie denn dafür brauchen?“

Ich: „Ziemlich genau 3,5 Milliarden.“

MBMBB: „Aber sag mal – sie bräuchte ja auch Leute, die alle Sprachen sprechen, die es auf der Welt gibt! Glaubst du wirklich, die USA geben so viele Green Cards aus?“

Ich: „Naja, die Leute müssen ja nicht alle in die USA einreisen! Wahrscheinlich sind sie…“

MBMBB: „Genau. Wahrscheinlich sitzen sie alle in riesigen Call Centern in Indien. Die sind bloß Tarnung!“

Das ist für sich schon eine großartige Theorie, aber natürlich schafften wir es, noch eins draufzusetzen.

Ich: „Es kommt aber noch schlimmer: In Wirklichkeit gibt es gar nicht bloß sieben, sondern 10,5 Milliarden Menschen!“

MBMBB: „Und die sitzen alle in Call Centern in Indien.“

Das mit den Call Centern ist ja alles schön und gut. Was mich aber viel mehr interessiert, ist die grundlegende Abhör-Strategie. Spielt die NSA auf Zone oder auf Manndeckung?

 

Homestudio – Montag, 17. Februar 2014

Die musikalischen Lebensformen in meiner Nachbarschaft nehmen beunruhigende Auswüchse an. Wie es aussieht, wohnt nämlich seit Neuestem auch ein Tonstudio hier im Haus. Es sei denn, die seltsamen Geräusche stammen von einem Elefanten, der einen Synthesizer verschluckt hat. Und ich hab mir am Anfang Sorgen gemacht, dass irgendwer Anstoß an meinem dilettantischen Gesinge nehmen könnte…

Mit Pauken und Trompeten (nein, es geht nicht um den FC Liverpool) – Sonntag, 16. Februar 2014

Die Schuhschachtel, in der ich lebe, ist so musikalisch, dass man Zahnschmerzen kriegen könnte. Der klavierspielende Nachbar, der Drummer über mir, und jetzt, wie es aussieht, auch noch ein Symphonieorchester. Seit ein paar Tagen donnert und trompetet es jeden Nachmittag gewaltig durchs Haus.

Am faszinierendsten ist allerdings, dass erst Anfang letzter Woche, also vor dem Einsetzen des Klassikinfernos, unten im Haus ein Zettel hing, auf dem gebeten wurde, die Musikbelästigung etwas einzuschränken. Wie es aussieht, habe ich also nicht nur eine komplette Philharmonie in der unmittelbaren Nachbarschaft, sondern auch einen Hellseher.

 

Das Klopfen der Homunculi – Donnerstag, 06. Februar 2014

Mag sein, dass ich mich zu viel mit Schädelhöhlen befasst habe. Mag auch sein, dass ich an Prä-Testat-Psychose leide. Aber vermutlich würden auch normale Menschen von genervt zu stutzig übergehen, wenn zwar der Bohrlärm, der den ganzen Tag über getobt hat, irgendwann gegen acht Uhr abends endlich abebbt, das Geklopfe aber weitergeht. Unregelmäßig, zu spät, schwunglos. Nicht wie von einem Hammer, nein. Da klopft jemand mit seiner bloßen Hand, und vielleicht mit letzter Kraft.

Meiner speziellen Prüfungspsychose ist lediglich die Erklärung geschuldet, die ich diesem Phänomen zuschreibe: Ich glaube fest, dass es in den Wänden dieses Hauses unzählige versteckte Höhlen, Gruben und Spalträume gibt, in denen Homunculi gefangengehalten werden. Wenn es ganz still ist, dann kann man sie klopfen hören. Und das Bohren kommt lediglich von Osteoklasten, die neue Gänge schlagen.

Hilfe. Ich wünschte, ich könnte sagen, ich bin mit den Nerven am Ende, aber ich habe noch zehn vor mir.