Theorie des Tages

Kategorie: Kunst und Kultur

Probleme der zu knappen Deadline – Samstag, 20. Dezember 2014

Nanowrimo heißt, einen Roman in einem Monat zu schreiben. Weihnachtsgeschenke selber machen heißt, einen Roman in zwei Wochen zu schreiben. Dabei treten naturgemäß ein paar Probleme auf:

  • Mangelnde Distanz zum eigenen Text. Dementsprechend:
  • Unfähigkeit, zu beurteilen, ob er gut, okay, akzeptabel oder grottenschlecht ist.
  • Das Gefühl, der endlosen Redundanz, oder auch:
  • Irgendwann erträgt man seine eigene Schreibe nicht mehr.
  • Rückenschmerzen
  • Nicht wiedergutzumachender Lernrückstand
  • zunehmende Plotlosigkeit. Daraus resultierend:
  • Unfähigkeit, zwischen wichtig und unwichtig zu unterscheiden

Drei Perspektiven – Mittwoch, 17. Dezember 2014

Kinderbücher als Kind: Ganz viele schöne Stellen, ein paar etwas merkwürdige, ein paar doofe Stellen, aber immer ein Happy End.

Kinderbücher als Jugendlicher: Naive Plots, unrealistische Idyll-Familien, viel zu viel Pädagogik und Moral, sentimentales Ende.

Kinderbücher als Erwachsener: Naturbeschreibungen, ein paar Sachen zum Lachen, deprimierende Anklänge von Realismus, die man als Kind nicht verstanden hat, sehr viel Trauriges und ein Ende, mit dessen Hilfe man sein allgemeines Heuldefizit verringern kann.

Vorweihnachtsgedicht – Samstag, 13. Dezember 2014

Wir marschieren zum EInkaufszentrum unseres Misstrauens

An einem dunklen Samstagabend.

Der Park steht schwarz und schweiget.

Lichterketten beleuchten die verlassenen Straßen.

Wo sind sie alle?

Sind sie daheim

Beim Kaffeetrinken mit Plätzchen und Kranz?

Nein,

Sie stehen alle an der Kasse.

Guilty Pleasures: Bücher – Montag, 08. Dezember 2014

  • Bücher noch einmal lesen, die man schon tausendmal gelesen hat
  • Bücher auf Amazon nachschauen, und sich dann seitenlang durch „Kunden, die xyz gekauft haben, kauften auch…“ – Empfehlungen klicken
  • Verrisse von Büchern lesen, die man nicht leiden kann
  • Bücher nicht leiden können, obwohl man sie nicht gelesen hat
  • Schlechte Bücher lesen und sich daran weiden, ein wieviel besserer Schriftsteller man wäre

Der krönende Abschluss – Sonntag, 30. November 2014

Die Geräuschkulisse in diesem Haus hat sich in den letzten zwei Jahren erheblich gewandelt. Von Black Metal über Klassik zu….? Ja, zu einem neuen Höhepunkt an Grässlichkeit: Stümperhaft fabrizierter bayrischer Volksmusik. Entweder, die Nachbarn wechseln hier wie am Fließband, oder aber da hat jemand innerhalb von 24 Monaten die gesamte Entwicklung vom Teenager über den Mittdreißiger zum alten Mann durchlaufen.

Ein neues Projekt – Freitag, 07. November 2014

Eines Tages werde ich ein Buch schreiben. Vielleicht nicht unbedingt diesen Nano, aber eines Tages. Es wird sich nicht um einen Roman handeln, sondern um einen Erfahrungsbericht, und gehen wird es darum, dass es im Supermarkt meines Misstrauens ausgesprochen schwer ist, zuverlässig an Fleisch zu kommen, das sich nicht kurz nach dem Öffnen der Packung als eklig herausstellt. An sich, mag man einwenden, ist ja auch im Supermarkt nicht schwer zu erkennen, ob Fleisch gut ist oder nicht. Ist es rosa, dann ist alles okay. Ist es grau, dann Finger weg. Das Problem ist nur, dass der Supermarkt meines Misstrauens diesen Trick auch kennt und deshalb über der Fleischtheke eine Lampe angebracht hat, die ein schönes rosa Licht verbreitet. (Soweit zumindest meine Theorie. Denn anders kann ich mir nicht erklären, warum ich trotz gründlicher Überprüfung oft erst an der Kasse erkenne, dass das Fleisch komisch aussieht.)

Der Titel des Buches: Fifty Shades of Grey. Meine Erfahrungen mit dem Gammelfleischskandal.

Verhinderte Prophezeiung – Mittwoch, 05. November 2014

Es ist der fünfte November, und eigentlich will ich es mir nicht nehmen lassen, meine eigene dystopische Zukunftsvision zu entwerfen, damit niemand behaupten kann, ich hätte ihn nicht gewarnt. Blöderweise ist diese Vision aber so genial und prophetisch, dass ich sie augenblicklich in einen Roman verwandeln muss, der dann hoffentlich eine viel größere Durchschlagskraft hat als eine popelige Theorie. (Größenwahnmodus an.) Wenigstens habe ich jetzt den Rest des Nano etwas zu tun, mein Leben ist ja sonst nicht anstrengend genug.^^

Bericht von der Front – Sonntag, 02. November 2014

Ich bin mittlerweile bei gloriosen 463 Wörtern angekommen. Ich rufe hiermit den Nationalen Kurzgeschichtenmonat aus. Wer macht mit; oder seid ihr alle schon zu weit?

Die Zweijahresregel – Samstag, 01. November 2014

Ich habe die Beobachtung gemacht, dass persönliche Blogs selten länger als zwei Jahre durchhalten und, wenn doch, es vielleicht besser nicht getan hätten. Meine Schlussfolgerung daraus ist, dass Menschen sich alle zwei Jahre so sehr verändern, dass zwischen dem Ausgangsindividuum und der aktuellen Person keine Deckung mehr besteht.

Natürlich erfolgen solche Veränderungen schleichend. Über lange Zeit hinweg gelingt es, an die Ausgangsidee und -thematik und den ursprünglichen Tonfall des Blogs anzuknüpfen; vielleicht auch sie schleichend zu verändern. Aber die Veränderungsmöglichkeiten eines Themas sind begrenzter als die einer Person, und irgendwann ist die Entfremdung so groß, dass das ursprüngliche Thema einfach nicht mehr als so eine schrecklich gute Idee erscheint.

Möglicherweise mache ich beim Nano gerade eine ähnliche Beobachtung. Vor zwei Jahren ist mir die Idee zu der Geschichte gekommen, die ich gerade wieder einmal zu schreiben versuche. Und ehrlich gesagt nimmt mein Enthusiasmus mit jedem Mal stärker ab und ich kann weniger die Begeisterung erfassen, die ich ursprünglich für meine Geschichte hatte; geschweige denn, vermitteln.

Für die meisten Projekte scheint es ein Window of Opportunity zu geben, innerhalb dessen man seine Sache so gut wie möglich machen oder das Ganze von vorne herein vergessen sollte. Wenn man sich das klarmacht, dauert das Leiden und Scheitern ein bisschen weniger lange, als es dauert, wenn man aus lauter Sturheit immer noch Projekte von vor fünf Jahren mit sich herumschleppt. Ich bin nicht sehr gut darin, Leiden und Scheitern zu vermeiden.

Aktuelle Stunde – Freitag, 31. Oktober 2014

Wenn ich der Anführer einer Horde Zombies wäre, dann würde ich meinen Leuten Tüten mit Gummibärchen in die Hand drücken und die Apokalypse am 31. Oktober einleiten. Ich bin aber kein Anführer einer Horde Zombies. Ich bin ein Sechsstundenschlaf-Opfer, das vielleicht ein kleines bisschen aussieht wie ein Zombie, in ungefähr drei Stunden mit dem National Novelwriting Month beginnen will und sich zur Vorbereitung Bilder von der Halloweenparty des FC Liverpool anschaut. (Bestes Kostüm: Die Tabelle.) Mein Roman in spe ist übrigens ungefähr so plotlos wie diese Theorie (plot? what plot?).