Theorie des Tages

Monat: Januar, 2014

Mutmaßungen über einen Hänfling – Freitag, 31. Januar 2014

Ein Tag voller Anspannung und unterdrückter Nervosität. Hin und hergerissen zwischen Hoffen und Bangen, und nichts als Gerüchte von Twitter und sonstigen Wichtigtuern, um uns bei Laune zu halten. Denn de facto weiß niemand so richtig, was in den Verhandlungen um Yevhen Konoplyanka gerade vor sich geht. Möglichweise wird er bald unser Spieler sein. Möglicherweise war die Zeit, die ich darauf verwendet habe, seinen Namen zu lernen, aber auch völlig verschwendet. Seit Stunden ist der neueste Stand, dass er gerade einem Medical unterzogen wird – es muss sich um die längste medizinische Untersuchung in der Geschichte des Transferfensters handeln. Erschwerend kommt hinzu, dass niemand zu wissen scheint, wer sein Agent ist; nicht einmal die Agenten selber. Weil RAWK gerade nicht einmal mehr für Kekswitze gut ist, habe ich zur Unterhaltung aller Transfergeplagten folgende völlig hirnrissige und selbstverständlich frei erfundene Theorie(n), warum dieser Deal so sagenhaft kompliziert ist:

1.) Beim ersten Medical wurde festgestellt, dass Konoplyanka zwei siamesische Zwillinge hat. Unglücklicherweise handelt es sich bei diesen zwei Zwillingen um seine Agenten, die auf keinen Fall nach England wollen, weil sie rote Telefonzellen hassen. Im zweiten Medical, das nun schon Stunden andauert, wird überprüft, ob man die siamesischen Drillinge trennen kann.

2.) Konoplyanka ist vor einigen Jahren regelmäßig unter dem Pseudonym Eugene Linnet aufgetreten. Dummerweise hat er sich unter diesem Namen einen zweiten Agenten angelacht, der heute zum ersten Mal erfahren hat, dass sein Klient nicht nur ein Zweitleben führt, sondern dass er selbst dieses Zweitleben ist. Ob Liverpool deswegen nun 32 Millionen bezahlen muss, ist noch nicht sicher.

3.) Der Deal ist längst durch, aber Ian Ayre muss noch ein stundenlanges Kaffeekränzchen mit dem Oligarchen über sich ergehen lassen, bei dem sie alle Biscuits aufessen, die RAWK gestern über uns ausgeschüttet hat.

 

 

Die große MEH-Krankheit – Donnerstag, 30. Januar 2014

Ich weiß nicht, warum man immer von Mordlust spricht, wo einen doch nichts mordlustiger macht als Lustlosigkeit. Nicht zu wollen, aber zu sollen, wenn nicht sogar zu müssen, ist frustran, macht aggressiv und setzt zeitweilig die geistige Leistungsfähigkeit so stark herab, dass aus dem Nichtwollen ein Nichtkönnen wird. Das Gefühl der eigenen Inkompetenz sorgt dann noch für die geeignete Dosis Minderwertigkeitsgefühle, um aus der seelischen Blockade einen Amoklauf zu machen.

Gefährlicherweise hat diese Lustlosigkeit einen sich selbst verstärkenden Regelkreis. Die miese Stimmung drückt nämlich auf die Wahrnehmung, und dementsprechend blöd und irrelevant kommt mir alles vor, was ich tue, tun könnte und jemals getan habe. Boom – mehr Frust, Minderwertigkeitskomplexe und Selbsthass. Was also kann man tun, um den Teufelskreis zu durchbrechen?

1.) Alkohol und Schokolade

Vorteil: Wirkt besser als ein Placebo.

Nachteil: Das darauf folgende schlechte Gewissen macht den positiven Effekt zunichte und verstärkt mittelfristig den Selbsthass.

2.) Selbstbestrafung

Vorteil: Illusion von Selbstverantwortung und Besserungsvorsatz

Nachteil: Es ist unwürdig.

3.) Sport

Siehe 2.)

4.) Bloggen

Vorteil: Illusion von Produktivität

Nachteil: Erfordert zumindest einen Rest geistiger Leistungsfähigkeit (naja gut, wenn es sich bei dem Blog um Theorie des Tages handelt, vielleicht nicht).

Tja, ich schätze, ich mache mich jetzt mal daran, herauszufinden, ob Musikhören und Geschirrspülen unter „Aggressionen ablassen“ oder unter „Selbstbestrafung“ fällt. Kommt wohl darauf an, wie viele Teller man zerbricht.

Die Valentinsverschwörung – Mittwoch, 29. Januar 2014

Auf der langen, gefahrenvollen Reise zur U-Bahnhaltestelle meines Vertrauens komme ich jeden Tag an einem Blumenladen vorbei. Bei diesem handelt es sich, auch wenn ich das fürgewöhnlich nicht zu würdigen weiß, um einen wichtigen Bestandteil meiner Orientierung im Kalenderjahr: Ohne ihn wüsste ich nie, wann solche unglaublich wichtigen Termine wie Allerheiligen, Ostern oder Valentinstag herannahen.

Die Warnung für den 14. Februar kam in Form eines Plakats, das einen Blumenstrauß zeigte, betitelt mit dem originellen Satz: „Dies ist keine Werbung. Dies ist Prävention.“ Und während ich mich stellvertretend für alle Kondomhersteller und Pillendreher ärgerte, dass ich nicht zuerst auf diesen Satz gekommen war, fragte ich mich, was Blumen mit Verhütungsmitteln zu tun haben.

Mein erster Gedanke war, dass nach dem Erfolg von 50 Shades of Grey nun schlicht und ergreifend keine Frau mehr Interesse an Blümchensex hat. Ein biederes Tanzstundensträußchen in der Folterkammer? Der reinste Stimmungskiller!

Beim Stichwort „Blümchen“ fällt mir allerdings noch etwas ganz anderes ein: Das berühmte Bienchen. Blumen zu verschenken stellt sehr wohl eine Form von Verhütung dar: Eine Blume, die in der Vase steht, kann nicht mehr von einer Biene befruchtet werden. Die Präventionsmaßnahme zielt also gar nicht auf die Menschen, sondern auf die Pflanzen ab!

Die Folgen sind natürlich entsetzlich: Das Blumenwachstum geht erheblich zurück. Keine bunten Flecken mehr auf der Wiese. Keine Schneeglöckchen als erste Frühlingsboten. Und schlimmstenfalls: Überhaupt kein Frühling mehr.

Das also ist die grausige Wahrheit: Der Valentinstag ist eine Verschwörung, mit der Absicht, den Frühling abzuschaffen, und jedes Jahr beteiligen sich Millionen Menschen daran, dieses Ziel Wirklichkeit werden zu lassen. Und es werden immer mehr.

Kein Wunder, dass der Winter jedes Jahr länger dauert.

 

 

 

Gedicht über die Vorlesungsmüdigkeit – Dienstag, 28. Januar 2014

Die Augenlider

Sinken wieder

Schwer hinab

 

Wenn alles pennt

Macht der Dozent

Bald selber schlapp

 

Die Zeiger schleichen

Sondergleichen

Übers Ziffernblatt

 

Ich frag mich still

Was ich hier will

Ich hab den Tag so satt.

 

 

Dwarfs and Dragons oder Nicht nur unter Artgenossen – Montag, 27. Januar 2014

Gestern in einem kleinen Kino irgendwo in Deutschland. Die Mitbegründerin meines Blogbüros und ich schauen einander durch die Dunkelheit hindurch an und murmeln unisono: „Fanfiction.“

Gemeint war damit keineswegs, dass wir welche schreiben wollten. Wozu auch. Die Filmemacher waren uns ja bereits zuvorgekommen. Tauriel und ein Zwerg? Wirklich? Und wie sonst soll man bitte die Szene einordnen, in der Benedict Cumberbatch in Gestalt eines Drachen den offenbar seit neuestem schwer Cosplay-begeisterten John Watson anschnurrt: „Don´t be shyyyyyyy!“

Während ja nun eigentlich die Theorie naheliegt, dass der Regisseur aus tiefer innerer Verbundenheit mit der Online-Community aus dem Hobbit eine Crackfic gemacht hat, fürchte ich eher, dass die Komik unfreiwillig ist – und vielmehr auf einer völligen Unkenntnis der überdrehten Fantasie des Publikums beruht. Schade eigentlich. Da hätte man sicher noch mehr rausholen können.

Dort am Klavier – Sonntag, 26. Januar 2014

Der Nachbar schlägt in die Tasten

Ohne Ruhen und Rasten

Mir tut der Schädel so weh

Und draußen rieselt der Schnee

 

Tonleitern runter und rauf

Der Lärm hört gar nicht mehr auf

Ich fühle mich elend und krank

Und hole die Axt auf dem Schrank

 

Der Nachbar schreit was ich denn tu

Ich sag: „Dein Klavier oder du!“

Drauf er: „Bitte tu mir nicht weh!“

Und rennt hinaus in den Schnee.

 

Die Bullen sind jetzt vor Ort

Und reden von versuchtem Mord

Nachbar, lass es nicht kommen so weit!

Spiel einfach nicht um diese Zeit!

Transferkurznachrichten – Samstag, 25. Januar 2014

Im Fußball lassen sich diese Saison nicht nur beim FC Liverpool erhebliche Fortschritte erkennen. Auch der FC Chelsea hat sich gewandelt: Während selbiger uns früher immer nur Spieler abgekauft hat, die ein Tor gegen ihn geschossen haben, holt er sie jetzt schon, bevor wir sie überhaupt unter Vertrag genommen haben. Ein Präventivschlag?

Aber er kann es sich ja leisten, nachdem er soeben Juan Mata nach unten weitergegegeben hat. Im Laufe der nächsten Monate werden wir sehen, was die Moisy Neighbours alles hinbekommen, wenn man ihren Trainer mächtig Geld ausgeben lässt.

Stellt sich nur noch die Frage, ob wir auf die verzweifelte Verletzungssituation, die sich uns zur Zeit bietet, auch irgendwie reagieren wollen, oder ob wir demnächst auf 16-Jährige zurückgreifen. 😦

Unbeliebt and unbeliebable – Freitag, 24. Januar 2014

Ein lustiges Phänomen, das ich gerade heute auf tumblr wieder beobachten durfte, ist das der opportunen moralischen Entrüstung. Es tritt vor allem dann auf, wenn jemand aus welchem Grund auch immer eine andere Person nicht leiden kann und sich deswegen auf einmal zum Anwalt für gute Sachen oder spezielle Bevölkerungsgruppen aufschwingt, für die er gestern noch keinerlei Bewusstsein hatte.

Aus irgendeinem Grund hasst meine gesamte Timeline Justin Bieber. Ich weiß nicht, warum, weil sie mir täglich von so viel Ungerechtigkeit, Sexismus, politischer Unvernunft und offen oder subtil rassistischen, klassistischen, abilistischen oder sonstwie outrage-triggernden Bemerkungen irgendwelcher Promis erzählt, dass ich längst abgeschaltet habe. Mein Hirn ist zu voll mit anderen Dingen, als dass ich mir noch merken könnte, wo in der Achse der politischen Inkorrektheit nun ausgerechnet Justin Bieber sein Unwesen treibt. Fest steht: Der Grund, warum meine Timeline ihn hasst, ist nun mit Sicherheit nicht, dass er wegen Trunkenheit am Steuer festgenommen wurde. Und hier sehen wir auch schon Verlogenheit Nummer 1 am Werk: Selbstverständlich ist sein Fehlverhalten für seine Feinde kein Anlass zu Outrage, sondern zu Schadenfreude. Aber wir sind ja alle viel zu gute Menschen, um das zuzugeben.

Verlogenheit Nummer 2 ist allerdings noch erheblich härter. Einige Bieber-Fangirls (tut mir leid, immer wenn ich Belieber schreibe, begeht irgendwo in meinem Sprachzentrum eine Zellgruppe Massenselbstmord) hielten es wohl für angebracht, eine #freebieber Kampagne zu starten. Kommentar meiner Timeline dazu: Das sei eine Beleidigung für jeden, der einen Angehörigen an einen betrunkenen Autofahrer verloren habe!!

Ich weiß, ich weiß! Wie kann ich nur! Wie kann ich da nicht vor Betroffenheit erstarren und dann ganz schnell auf „reblog“ klicken? Doch nicht etwa, weil mir die Empörung unecht vorkommt, die Begründung vorgeschoben? Wie kann ich es wagen!! Ich habe doch keine Ahnung, was im Leben anderer gerade so vorgeht, ich muss das doch ernst nehmen!! Vielleicht hat das ja jemand geschrieben, der selbst betroffen ist?!

Nö. Mit 99,9-prozentiger Wahrscheinlichkeit nicht. Medienkompetenz heißt zuallererst, nicht alles ernst zu nehmen, was irgendwer im Internet sagt. Die allgemeine Kultur des Beleidigtseins geht mittlerweile einfach zu weit. Wenn ein intelligenter Teenager sich zu schade dafür ist, zuzugeben, dass er Justin Bieber aus Snobismus scheiße findet und deswegen seinen Fangirls aus ihrem dämlichen Verhalten einen moralischen Strick drehen will, dann ist das nicht mein Problem. Ich war auch mal so, und ich musste mich auch irgendwann der Erkenntnis stellen, dass sogar ein Mensch, der nicht nur von zwölf bis Mittag denkt, bisweilen oberflächliche Motive für seine Vorlieben und Abneigungen hat, so sehr das seinen Ansprüchen an sich selbst auch widersprechen mag. Da müssen die jungen Damen jetzt durch.

 

Ein Lehrstück – Donnerstag, 23. Januar 2014

Geplagt von einer hartnäckigen Erkältung und einem noch viel hartnäckigeren Ohrwurm, den mir mein klavierspielender Nachbar inklusive aller Fehler eingepflanzt hatte, machte ich mich heute abend auf den Weg zum Supermarkt meines Misstrauens, um Zutaten für eine Hühnersuppe zu erwerben. Es war kalt und windig und das einzige, was mich diesem Unternehmen gegenüber nicht völlig missmutig stimmte, war die Aussicht, auf dem Weg Musik hören zu können. Ich ließ sogar den bereits gerufenen Aufzug sausen, um noch eine Ersatzbatterie einzustecken, als ich sah, dass mein mp3-Player schon fast wieder leer war.

Wie vorausschauend das gewesen war, sah ich, als ich nach zweihundert Metern plötzlich nicht mehr kitschigen Power Metal, sondern wieder das fehlerhafte Klavierspiel meines Nachbarn hörte. Aber ich hatte ja vorgesorgt! Ich zog die Batterie aus der Hosentasche, in die ich sie zwischenzeitlich verfrachtet hatte, öffnete mit einer routinierten Bewegung die Klappe meines mp3-Players und tauschte die Batterien aus. Siegesgewiss drückte ich auf „Play“ – aber nichts passierte. Ich ließ mich dazu herab, einen Blick auf das Display zu werfen. Es war dunkel.

Als ob eine Erkältung und ein nervtötender Ohrwurm noch nicht genug wären! Nun war also auch noch mein mp3-Player kaputt! Mit der Frustration der ungerächten Gerechten stopfte ich den Player inklusive Batterien zurück in meine Hosentasche und marschierte ohne Musik zum Supermarkt. Dass ich statt Hühnerklein nur sehr zweifelhaftes Suppenfleisch bekam, besserte meine Laune nicht im Mindesten.

Zurück in der heimischen Bakterienfauna beschloss ich, mich noch einmal mit dem Problem auseinanderzusetzen. Ich kramte Batterien und mp3-Player aus meiner Hosentasche und setzte erst die eine, dann die andere ein. Nichts passierte. Um absolut sicher zu gehen, dass es wirklich am Player lag, holte ich aus meiner Technikkram-und-Kabel-Schublade eine dritte Batterie. Und man sehe und staune – der mp3-Player lief!

Ich bin meistens willens zu akzeptieren, dass Technik mir immer ein Rätsel bleiben wird. Jetzt, wo es um meinen ungehinderten Zugang zu einem Grundnahrungsmittel ging, allerdings nicht. Ich wollte die Gewissheit, dass mein mp3-Player nicht plötzlich wieder schlappmachen würde, am besten auch noch auf einer zwanzigminütigen U-Bahnfahrt. Ich fragte mich, ob ich vielleicht irgendwann einmal versehentlich eine leere Batterie in die Packung getan hatte, in der Annahme, sie sei herausgefallen , aber das kam mir sehr unwahrscheinlich vor. Dann aber beschlich mich eine leise Ahnung. Ich tastete erst die eine, dann die andere Hosentasche ab – und da fand ich sie. Die vierte Batterie. Die eigentlich die zweite war.

Ich habe die schlechte Angewohnheit, leere Batterien einfach in meine Hosentasche zu stecken und dort zu vergessen. Das hat sich in dem Moment gerächt, als ich eine volle Batterie zu so einer leeren in die Tasche getan und dann dummerweise beim Wechseln die falsche erwischt habe. Und, liebe Kinder, was lernen wir daraus?

Richtig. Bevor man ein Gerät wegschmeißt, immer noch mit einer dritten Batterie testen!

Nebenjob – Mittwoch, 22. Januar 2014

Tut mir leid, ich kann keine Theorie erstellen, muss gerade meiner Mutter Berufsberatung und Lebenshilfe bieten! 😉