Theorie des Tages

Kategorie: Offen Hirnrissiges

Don´t try this at home – Samstag, 08. November 2014

Meine Träume legen mir ja manchmal die seltsamsten Ideen nahe, und letzte Nacht waren es Rezeptideen. Die abwegigsten:

  • Roter Zander mit Petersilie, in Urin eingelegt
  • Sahnehäubchen in einer Panade aus Paprikapulver
  • Nivea-Gesichtscreme für Herren, aufzubewahren in einer alten Schuhcremedose

Ich glaube, ich probiere das dann doch lieber nicht aus.

Ein neues Projekt – Freitag, 07. November 2014

Eines Tages werde ich ein Buch schreiben. Vielleicht nicht unbedingt diesen Nano, aber eines Tages. Es wird sich nicht um einen Roman handeln, sondern um einen Erfahrungsbericht, und gehen wird es darum, dass es im Supermarkt meines Misstrauens ausgesprochen schwer ist, zuverlässig an Fleisch zu kommen, das sich nicht kurz nach dem Öffnen der Packung als eklig herausstellt. An sich, mag man einwenden, ist ja auch im Supermarkt nicht schwer zu erkennen, ob Fleisch gut ist oder nicht. Ist es rosa, dann ist alles okay. Ist es grau, dann Finger weg. Das Problem ist nur, dass der Supermarkt meines Misstrauens diesen Trick auch kennt und deshalb über der Fleischtheke eine Lampe angebracht hat, die ein schönes rosa Licht verbreitet. (Soweit zumindest meine Theorie. Denn anders kann ich mir nicht erklären, warum ich trotz gründlicher Überprüfung oft erst an der Kasse erkenne, dass das Fleisch komisch aussieht.)

Der Titel des Buches: Fifty Shades of Grey. Meine Erfahrungen mit dem Gammelfleischskandal.

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern – Samstag, 20. September 2014

Apropos Alberto Moreno: Mittlerweile ist es dann wirklich canon.

Der Wohltäter kommt von außen – Mittwoch, 10. September 2014

Natürlich kann man meinen gestrigen Theorien auch noch eine weitere hinzufügen: Die Sachen stammen gar nicht von jemandem aus dem Haus. Möglicherweise sind in ihnen geheime Botschaften derjenigen versteckt, die der Weirdo eigentlich ausspionieren soll. Vielleicht sollte ich ihm mal sagen, dass er das falsche Haus beobachtet.

Supermarkt des Grauens – Freitag, 29. August 2014

Es war Samstagmittag und der Supermarkt war zum Bersten voll. In jeder kleinen Gasse drängelten sich Menschen, die Schlangen begannen schon an der Eingangstür und alle naslang bekam man eine Einkaufstüte in den Rücken. Ärgerlich betrachtete ich die Auswahl an Bettsocken. Zwar gab es sie in grau, blau und rosa, aber leider ausschließlich in Größe 37. Auch die Stöckelschuhe, Hotpants und Ballerinas waren eher für zierliche Frauen gemacht. Die Mitbegründerin meines Blogbüros zog mich von dem Ständer weg, bevor ich mich wegen Diskriminierung beschweren konnte.

„Was wollen wir denn essen?“ fragte ich, als ich mich damit abgefunden hatte, dass ich heute nicht mehr zur Vorkämpferin großfüßiger Damen werden würde.

„Salat!“ sagte die MBMBB in einem Tonfall, als wäre sie bestenfalls drei Jahre alt.

„Na gut!“ antwortete ich, ganz die Mama. „Salat! Dann müssen wir mal in die Gemüseabteilung!“

Die Gemüseabteilung befand sich gleich am Eingang des Ladens, da, wo die Schlangen begannen. Allerdings war umgebaut worden, seit ich das letzte Mal dagewesen war. Die Auslagen bestanden mittlerweile aus Holz, und nicht nur das: Ganz im Stil einer Gepäckausgabe rotierten sie. Blöderweise war das Konzept aber noch nicht ganz ausgefeilt. Da die Auslage Hufeisenform hatte, fiel am Ende des Durchlaufs immer alles auf den Boden, wenn nicht ein eifriger Mitarbeiter in einem blauen Hemd es rechtzeitig aufhob. Ich sah den Abschnitt mit dem Salat auf das Ende der Auslage zukreiseln.

„Schnell, der Salat läuft uns davon!“ rief ich und versuchte, mich mit meiner monströsen Einkaufstüte durch die Massen zu drängeln.

Tatsächlich erwischte ich den Salat noch rechtzeitig, gerade, als er am Eingang vorbeirotierte. Blöderweise sahen die verbliebenen Exemplare wenig schmackhaft aus, ein wenig wie vertrocknete Rosenstöcke.

„Tut mir leid!“ sagte eine Mitarbeiterin, die gerade vorbeikam. „Der Besitzer hat gewechselt, es gibt jetzt nur noch katholische Salatköpfe!“

Schnell zog ich die schönste der drei konfessionsgebundenen Vorspeisen von der Auslage. Die MBMBB drängelte sich an mir vorbei.

„Ich geh schon mal rüber, in den Getränkemarkt!“ sagte sie. „Ich komm gleich noch mal!“

Ich nickte, aber sobald sie draußen war, gingen vor der Tür die Rollläden runter. Offenbar war es bereits eins. Ich stellte mich mit meinem Rosenstocksalat und den Einkäufen an eine der Schlangen. Zu meiner Überraschung leerte sich der Supermarkt jedoch plötzlich rapide. Auf einmal war ich allein bis auf drei Kinder (einen Jungen und zwei Mädchen). Wir standen auch nicht mehr im Supermarkt, sondern auf einer Galerie im ersten Stock über einer altehrwürdigen Aula. Aus einem Saal in der Nähe drang eine laute Stimme, die immer wieder von Applaus und Hochrufen unterbrochen wurde. Jetzt wurde mir auch klar, was Sache war: In dem Saal sprach gerade der neue Besitzer. Er predigte den Kunden die frohe Botschaft.

„Wollt ihr die Erlösung?“ rief er.

„Jaaaa!“ schrie das Publikum zurück.

Ich verdrehte die Augen und grinste den Kindern zu.

„Das klingt ja wie eine Hitlerrede!“ sagte ich. „Wollen wir nicht lieber gehen?“

„Wieso? Zuhören müssen wir ja sowieso!“ sagte das eine der Mädchen ganz ernsthaft.

„Aber Blödsinn müssen wir das!“ sagte ich. „Ich gehe jetzt jedenfalls!“

Augenblicklich wurde ich aufgehalten. Ein ca. 18-jähriges Mädchen mit kurzen, braunen Haaren und dunklen, puritanischen Augen fragte mich empört, ob ich denn gar nicht um mein Seelenheil besorgt sei.

„Nein, bin ich nicht, ich bin eh Atheist! So, und jetzt sag mir, wo der Ausgang ist!“

Auf diese Provokation hin entspann sich zwischen uns ein recht solides Handgemenge, bei dem mir meine Einkäufe als Wurfgeschosse gute Dienste leisteten. Das Ende vom Lied war, dass ich die Treppe in die Aula hinunterrannte, gerade, als der Prediger und seine Schäfchen den Saal verließen. Ich erstarrte. In der Aula standen immer noch die blaubehemdeten Angestellten. Ich war mir nicht sicher, wie sie zu ihrem neuen Boss standen. Nervte sie das ewige Predigen, oder würden sie mich lynchen, wenn ich versuchte, zu fliehen?

„Soo!“ rief der Prediger. „Ich freue mich, dass ihr heute alle hier versammelt seid, und ganz besonders möchte ich dem kleinen xy zu seiner Kastration gratulieren!“

Ich drehte mich um und sah den kleinen Jungen kahlgeschoren und im Mönchskostüm am Kopf der Treppe stehen. Er grinste stolz. Mein Anatomieprofessor stand mit unbewegtem Gesicht daneben.

„Halt!“ rief das braunhaarige Mädchen dramatisch. Der Prediger wandte sich ihr zu.

„Es ist jemand unter uns, der nicht reinen Herzens ist!“

Schnell suchte ich Deckung hinter ein paar zotteligen schottischen Highland-Kälbern, die sich zwischen die Blauhemden geschoben hatten. Aber natürlich wurde ich sofort entdeckt.

„Wir werden den Sünder bestrafen!“ schrie es um mich her, während ich von der Masse hochgehoben wurde.

„Überlasst das doch lieber Gott!“ rief ich in der Hoffnung, noch einmal davonzukommen.

Ohne auf mich zu hören, beförderte mich die Masse Richtung Tür, und dann direkt auf die Straße. Sofort rasselten die Rollläden hinter mir herunter. Wenn das alles war – damit konnte ich leben.

Blöderweise hatte sich die Umgebung mittlerweile erheblich verändert. Anstelle des Getränkemarkts befand sich mir gegenüber jetzt eine Bushaltestelle, und von der MBMBB war keine Spur zu sehen. Ich hoffte, dass sie es bereits nach Hause geschafft hatte. Ich hatte keine Ahnung, wo ich war, aber nachdem ein paar Busse einfach vorbeigefahren waren, hielt schließlich eine Trambahn an der Bushaltestelle und brachte mich netterweise direkt zur nächsten U-Bahn. Die Anzeigetafel der U-Bahn (nächster Zug: 75 Minuten) ließ wenig Gutes verheißen, war aber glücklicherweise nicht ganz so zuverlässig, wie ich befürchtet hatte. Unterwegs gelang es mir auch, die MBMBB anzurufen, die allerdings mittlerweile bei sich selbst zuhause war. Blöd, aber Hauptsache in Sicherheit. Dachte ich. Denn als ich endlich meine Haustür aufsperrte, hörte ich von nebenan – Klaviergeklimper. Da wurde der Traum dann so schrecklich, dass ich aufwachte.

Wenn dem Esel zu wohl wird – Freitag, 18. Juli 2014

Das Leben besteht mal wieder zum Großteil aus Lernen, aber selbst das kann man ja angeblich unterhaltsamer gestalten, indem man Merksätze kreiert. Carmine hat beschlossen, das zu überprüfen und präsentiert hier die schönsten Eselsbrücken des Tages:

Glitzervampire und Aladin polarisieren nicht.

Drogen und Leukämie machen wasserscheu.

Türrosinen schmecken gut.

Lystige Argentinier sind basically histerisch.

Thema, for those who know, waren übrigens Aminosäuren.

 

Guck mal, ich bin böse! – Dienstag, 20. Mai 2014

Es gibt ja diese eine, berühmte Psychopathencheckliste, die nur einen Nachteil hat: Mit ihrer Hilfe kann sich jeder, der will, eine antisoziale Persönlichkeitsstörung andichten. Zu Ihrer Orientierung deshalb hier die Checkliste für die Differentialdiagnose Möchtegern-Psychopath:

1) Ist männlich und zwischen 16 und 25 Jahre alt.

2) Befleißigt sich einer altertümlichen Sprechweise, wie man sie bei Goths, VampYren und Mittelalterfetischisten derselben Altersklasse häufig findet.

3) Ist schonungslos ehrlich bezüglich seiner Gewalt-, Allmachts- und sonstigen Größenfantasien.

4) Auf der Narzissmusskala bewegt er sich irgendwo zwischen „Ich bin absolut einzigartig und alle anderen sind zu dumm, um mich zu verstehen“ und „Ich bin eine neue Stufe in der Evolution!“

5) Reagiert äußerst empfindlich, wenn man in Frage stellt, dass er wirklich ein Psychopath ist.

6) Treibt sich in Psycho – und Selbsthilfeforen herum.

 

Und zum Vergleich noch einmal die echten Kriterien:

1) Ist zwischen 30 und 99.

2) Passt sich in Sprache und Auftreten perfekt der Umgebung an.

3) Ist verlogen und heuchlerisch bis ins Mark.

4) Auf der Narzissmusskala bewegt er sich irgendwo zwischen „Ich bin absolut einzigartig und alle anderen sind zu dumm, um mich zu verstehen“ und „Ich bin eine neue Stufe in der Evolution!“

5) Ist längst unfähig, die Meinung anderer Menschen in irgendeiner Weise wichtig zu nehmen.

6) Ist der Guru eines Psychokults.

Das Beste zum Schluss – Freitag, 16. Mai 2014

Einsam liegt´s in einem Nest

Das einstmals voller war

Traurig ist der Rest vom Fest

Denn er wurde noch nicht gegessen.

 

Goldgelb ist es eingepackt

Es ist das Leckerste

Die andern sind schon wieder ausgekackt

Aber das hier ist noch übrig.

 

Ich kann mich nicht entschließen

Es einzumunden.

Ich will es doch genießen

Das letzte Osterei.

 

Der richtige Zeitpunkt kommt nie

Und so bleibt es liegen

Bis Weihnachten.

Wirksame Werbung – Freitag, 02. Mai 2014

Ich habe wieder gesündigt, will sagen, ferngesehen und bei der Werbung nicht sofort auf stumm geschaltet. Ein gravierender Fehler. Lesen Sie hier alles über die fesselnde Geschichte vom Lieblingspulli eines fünfjährigen Quälgeists.

Nachsichtig-liebevolle Waschmittelmutti: „Blablas Lieblingspulli macht ganz schön was mit!“

Zoom auf den unvermeidlichen Kakaofleck. Direkt auf dem aufgedruckten Eisbären. Oh Schreck.

Fünfjähriger Quälgeist marschiert fordernd zur Waschmaschine, wo Waschmittelmutti schon wartet:

„Aber Vorsicht mit mei´m Eisbärn!“

Ich schwöre, an dieser Stelle werde ich jedesmal von einer heißkalten Fremdschämattacke überrollt und suche hektisch nach der Fernbedienung. Es tut weh, wenn kleine Kinder so offensichtlich für einen schlechten Plot instrumentalisiert werden, der da lautet: „Dank diesem Waschmittel müssen Sie sich um den Aufdruck auf Ihrer Kleidung keine Sorgen mehr machen!“ Das mag ja stimmen, aber wie wahrscheinlich ist es denn, dass einem kleinen fünfjährigen Kind bewusst ist, welche Gefahren seinem heißgeliebten Eisbären drohen, wenn Mama ihn zu warm wäscht? Worauf es beim Wäschewaschen ankommt, das schnallt doch nicht mal sein zwanzig Jahre älteres zukünftiges Ich, das mal wieder die Bettwäsche der ganzen WG rosa gefärbt hat!

Nö, den Konflikt hätte man schöner einführen können! Waschmittelmutti holt die nasse Wäsche aus der Maschine. Ein blaues Stück Stoff kommt ins Bild. Waschmittelmutti erstarrt. Schnell überlegt sie, wo sie auf der Stelle einen neuen Pulli herbekommt, aber schon ist es zu spät. Der kleine Sohn schaut ihr übermütig über die Schulter und abrupt bricht das große Heulen los. Stundenlang wiegt er sich hin und her und streichelt seinen verunglückten Pulli. „Mein Eisbär ist tot! Mein lieber, lieber Eisbär!“ Das Kriseninterventionsteam kann nichts ausrichten. Noch Jahre später hat er ein Waschmaschinentrauma, und auch ein mehrwöchiger Klinikaufenthalt kann ihn nicht davon abhalten, seine Unterhosen mit der Hand zu waschen. Frauen traut er nicht mehr, am wenigsten seiner Mutter. Mit Mitte zwanzig begeht er seinen ersten Mord. Als er fünfzehn Jahre später gefasst wird, mussten bereits insgesamt acht Frauen ihr Leben lassen. Alles nur, weil Mama nicht das richtige Waschmittel gekauft hat. Schnitt. Mit Tränen in den Augen tingelt Waschmittelmutti durch Schulen, Kindergärten und das Vorabendprogramm. „Dieses Waschmittel,“ sagt sie und ihre Stimme bricht, „dieses Waschmittel hätte acht Frauen das Leben retten können! Wenn ich es damals schon gekannt hätte…“ Die Tränen pflanzen sich fort, bald weint der ganze Saal. Die Waschmittelfirma macht ein Riesengeschäft. Die Angehörigen der Opfer verklagen die Hersteller des alten Waschmittels auf Schmerzensgeld. Prominente machen Selfies mit dem neuen Waschmittel. Al Gore dreht einen Film über die Rettung der Eisbären. Matt Stone und Trey Parker verwandeln diese Theorie in eine Southpark-Folge. Ich stelle fest, dass das langsam selbstreferenziell wird. Das Ende.

Berufsverkehr – Freitag, 25. April 2014

Langsame Menschen. Verwirrte Menschen. Menschen, die beim Gehen auf ihr Smartphone schauen. Rechts stehen, links stehen, zu schmale Rolltreppen.

Wütende Menschen. Unhöfliche Menschen. Menschen, die genau an der engsten Stelle des Bahnsteigs ihre seit Jahren verschollene beste Freundin wiedertreffen. Kaputte Rolltreppen.

Wegfahrende U-Bahn. Verspätete U-Bahn. Menschen, die beim Gehen auf ihr Smartphone starren. Kaputte Anzeigetafeln.

Langsame Menschen. Eilige Menschen. Menschen, die einen beim Aussteigen anrempeln, weil sie auf ihr Smartphone starren. Menschen mit Rollkoffer.

Menschen, die immer langsamer werden, weil sie beim Gehen auf ihr Smartphone schauen. Unhöfliche Menschen mit Rollkoffer. Verwirrte Menschen, die nicht einsehen, dass die Rolltreppe kaputt ist. Zu schmale Bahnsteige.

Verwirrte Anzeigetafeln. Unhöfliche U-Bahn, die beim Wegfahren auf ihr Smartphone starrt. Kaputte Rollkoffer. Zu langsame Menschen.