Theorie des Tages

Monat: November, 2012

Fortschritt – Freitag, 30. November 2012

Bei jeder Gewöhnung an ein neues Gerät macht man drei Phasen durch:

In der ersten Phase betrachtet und behandelt man es ehrfürchtig und möchte es am liebsten gar nicht benutzen, um seinen Glanz nicht zu zerstören.

In der zweiten Phase sieht es noch einigermaßen neu aus, aber man hat es lange genug, um es ziemlich blasiert zu benutzen.

In der dritten Phase sieht es ziemlich versifft aus und man freut sich schon wieder darauf, ein neues Gerät zu kaufen.

Das zeitliche Verhältnis dieser Phasen lässt sich ungefähr so beschreiben wie das Verhältnis zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Die Vergangenheit ist sehr lange her. Die Zukunft ist voller Wünsche, Hoffnungen und Ängste.

In der Gegenwart befindet man sich grundsätzlich nie.

Wir werden alt – Donnerstag, 29. November 2012

Ich habe vor einiger Zeit die Theorie aufgestellt, dass die Grenze zwischen Kindheit und Erwachsensein dadurch markiert wird, dass man, wenn man träumt, dass man aufs Klo muss, nicht mehr träumt, dass man ein Klo findet (und infolgedessen auch nicht mehr ins Bett macht).

Heute muss ich einsehen, dass es auch einfacher geht: Erwachsen ist man dann, wenn man sich auf einmal für Mikrofasertücher begeistern kann.

Herrje, ich hasse mich gerade…

The truth is up there – Mittwoch, 28. November 2012

Bei aller berechtigter Verzweiflung gibt es doch immer wieder Dinge, die mir den Glauben an die Menschheit zurückgeben; so bin ich etwa tief gerührt und dankbar, dass ich für meine Paula-Hasspredigt solchen Zuspruch bekommen habe.

Wir scheinen uns ja sowieso am Rande einer Sternstunde der Menschheit zu befinden. Wie ich gerade gelesen habe, hat der Marsrover ja offenbar organische Moleküle, d.h. Vorstufen von Leben auf dem Mars entdeckt.

Mitgeteilt wurde mir das ganz beiläufig von meinem Newsticker, und zwar so langweilig formuliert, dass ich es fast überlesen hätte. Noch nicht mal eine rotmarkierte Eilmeldung war es ihnen wert. Ganz so, als wären wir immer davon ausgegangen, dass es im All außer uns noch Leben gibt. Fast schon blasiert. Warum?

Vielleicht wollen wir ja nur nicht zu enthusiastisch werden? Schließlich weiß man noch nichts genaueres. Oder geht es darum, eine Panik zu vermeiden? Seriös bleiben, und Aliens sind etwas unseriöses?

Ach was. Das ist einfach nur die unglaubliche Anpassungsfähigkeit des Menschen.

 

Und nun zum Wetter – Dienstag, 27. November 2012

Oh mein Gott!

Ich habe gerade festgestellt, dass die Cosmopolitan wirklich noch eine Art Zielpublikum hat.  Es hat nämlich wirklich jemand gegoogelt: „cosmopolitan heute um drei wirds heiß“

Allerdings muss ich den geneigten Suchmaschinenanfragensteller enttäuschen. Heute um drei fängt es an zu regnen, und am Donnerstag gibt es Schnee.

Blöde Kuh – Montag, 26. November 2012

Zuviel Werbung kann jeden zur Verzweiflung treiben, aber ich stelle doch fest, dass ich mit zunehmendem Alter bestimmte Sorten Werbung wirklich überhaupt nicht mehr vertrage, nicht mal in kleinen Dosen. Und dazu gehört, wer hätte es gedacht – Werbung für Kinder!

Ich rede gar nicht von Spielzeugwerbung, denn das wäre definitiv einen eigenen Artikel wert. Nein, ich rede von Nahrungsmitteln für Kinder, in diesem Fall ein Pudding namens „Paula“.

Ja, „Paula“! Der verreckte Scheißpudding heißt Paula! Warum? Aber das ist doch ganz klar! Weil als Werbeträger eine gottverfickte KUH verwendet wird! Ja, eine KUH! Weil der verdammte Pudding nämlich KUHFLECKEN hat!!! Jawohl!!! Und diese dämliche Kuh, die heißt PAULA!!! Ist doch KLAR!!!

Paula trägt übrigens sogar eine Sonnenbrille. Sie ist nämlich total KUHL!

Ja, und dieses dämliche Eutervieh hat sogar eigene Songs, gesungen von einem Chor widerwärtiger, übermäßig begeisterungsfähiger Scheißbälger! Wirklich, es ist von der Natur nicht vorgesehen, dass eine Frau in meinem Alter Kindern gegenüber Mordimpulse kriegt, aber die dämlichen neunmalklugen Gören, die ihre Sprechgesänge so gottserbärmlich LEBENDIG und so schön BETONT (im Gegensatz zu „leiernd“) vor, dass jedem Deutschlehrer einer abgehen dürfte und das ERTRAGE ich nicht!!! Wirklich nicht!!!

Ich meine, man höre sich doch einmal an, was die Marketingfuzzis da mal wieder für einen Rotz von Text fabriziert haben (ich habe extra für den geneigten Leser sogar die betonten Wörter kursiv gesetzt)!!!

„Die Paula die hat Flecken, die immer anders schmecken!“

Im besten vertraulichen Tonfall vorgetragen, nach dem Motto, „duuuhuuu, weißt du waaahaaas, die Paula, die hat fei FLECKEN!!“ Stirb. Stirb einfach.

Oder, und diesen Chant durfte ich mir zwei Stunden lang im Fünfminutentakt anhören, als ich einmal kurz vor Silvester durch einen Supermarkt irrte:

„Die Paula hat was Neues, das ist was Supertolles!“

JA UND???? DIE SCHEISSPAULA INTERESSIERT MICH NICHT!!! HALT DIE FRESSE, DU DÄMLICHES SCHEISSBALG!!!! ICH GEB DIR SOGAR GELD DAFÜR, DANN KANNST DU PAULA-PUDDING FRESSEN BIS DU SELBER FLECKEN KRIEGST!!!

Ich gebe ja zu, dass ich mich eigentlich nur ein bisschen ausranten wollte. Aber das Paula-Phänomen bestätigt auch eine Theorie, die ich schon lange in der Hinterhand habe. Ich glaube nämlich, dass sämtliche Werbemacher eigentlich genau wissen, wie grauenerregend und quälend und hirnzersetzend ihre Slogans sind, und dass sie das mit voller Absicht machen. Sie haben ihren Abschluss nämlich an der gleichen Institution gemacht wie Dr. Müller: An der privaten Hochschule für Sadismus und Menschenschinderei!

Könnten die mich da nicht auch annehmen? Dann werde ich ebenfalls Werbetexter! Destroy what destroys you!

Und außerdem: Wenn ich einen Job hätte, dann hätte ich gar keine Gelegenheit, um eine Uhrzeit fernzusehen, zu der diese Werbung läuft!

 

Sonntagszwänge – Sonntag, 25. November 2012

Gerade eben bei einem kulinarischen Generationentreffen (a.k.a. Abendessen mit den Eltern) wurde ich Zeuge einer Aussage, die alle meine finsteren Verschwörungstheorien bestätigt. Als es nämlich auf Viertel nach acht zuging, sprang meine Mutter plötzlich auf, mit den Worten: „Wir müssen den Tatort schauen!“

Nun habe ich ja bereits mehrfach mein Unverständnis über die Tatort-Manie der Deutschen zum Ausdruck gebracht, aber die eigenartige Betonung, mit der Frau Mutter dieses „müssen“ aussprach, brachte mich auf einen wichtigen Gedanken: Möglicherweise muss sie wirklich.

Wahrscheinlich ist es nämlich so, dass der Staat alle Bürger mit eigenem Einkommen dazu zwingt/besticht, den Tatort zu schauen, etwa mithilfe von Steuererleichterungen. Warum? Ach, wer weiß das schon! Vielleicht zur Wertevermittlung! Oder um allen ein Minimum an Informationen über aktuelle gesellschaftliche Fragen zu vermitteln!

Oder vielleicht auch nur, damit die ARD genug Zuschauerzahlen kriegt!

Väter sind Täter – Samstag, 24. November 2012

Ich möchte heute die Theorie aufstellen, dass Freuds Ideen vom Ödipuskomplex vollkommen blödsinnig ist.

Zwar wollen viele Kinder ihre Väter umbringen.

Das lässt sich aber meistens auch ohne Tiefenpsychologie verstehen.

Man sehe sich die Väter doch einmal an!

Wir nennen es Arbeit, Teil 2 – Freitag, 23. November 2012

Ich werde demnächst Gelegenheit haben, einen klassischen Lehrsatz meines Vaters zu überprüfen, welcher da lautet:

Arbeit verdummt.

Nach jeder Menge körperlicher Arbeit, die ich in letzter Zeit verrichten musste, dürfte es mir, so er richtig liegt, schwer fallen, meine Abschlussarbeit zu schreiben.

Die Zeit wird zeigen, ob die Theorie meines Vaters stimmt.

Erleuchtung – Donnerstag, 22. November 2012

Ich habe in meinem Leben drei große Umstellungen erfahren müssen. Die erste davon war die Rechtschreibreform. Glücklicherweise war ich zu dem Zeitpunkt orthographisch noch einigermaßen unbedarft, so dass mich der Wechsel nicht ganz so hart getroffen hat. Außerdem schreibt ja eh jeder wie er mag.

Die zweite große Umstellung war die von DM auf Euro. Damals haben uns ja aber zum Glück Vater Staat, Mama Supermarkt und Tante Emma an die Hand genommen und uns ermöglicht, mit DM zu zahlen und Euro rauszukriegen. Außerdem war ich damals noch finanzschwacher als heute, so dass ich eh nach drei Mal einkaufen den Wechsel erledigt hatte.

Die dritte große Umstellung hingegen ist wirklich hart. Es handelt sich um die Umstellung von Glühbirne auf – ja, auf was? LED, Hallogen, Energiesparlampe? Ich habe ja überhaupt keine Ahnung, was ich überhaupt brauche! Und so stolperte ich heute hilflos mit einem alten Zehn-Watt-Birnchen durch den Baumarkt und musste schließlich einen armen Logistikmenschen nach dem adäquaten Ersatz fragen. Da fiel mir dann auch die Analogie zur Währungsreform ein, und dabei kam ich auf eine Theorie. Eine Theorie, was passieren würde, wenn der Euro zusammen- und das große Chaos ausbricht.

 

Natürlich würde passieren, was immer passiert: Es würde sich ein Schwarzmarkt herausbilden, mit einer harten Währung statt bunten Scheinchen. Aber was wird diese Währung sein? Zigaretten, so wie in der Nachkriegszeit? Oder Gold?

Aber nein.

Glühbirnen!

Wir nennen es Arbeit… – Mittwoch, 21. November 2012

…aber der korrekte Begriff ist selbstverständlich beschissene Scheißplackerei!

Viel mehr kann ich zu diesem Tag eigentlich nicht sagen.