Theorie des Tages

Kategorie: Psychologie

Drei Perspektiven – Mittwoch, 17. Dezember 2014

Kinderbücher als Kind: Ganz viele schöne Stellen, ein paar etwas merkwürdige, ein paar doofe Stellen, aber immer ein Happy End.

Kinderbücher als Jugendlicher: Naive Plots, unrealistische Idyll-Familien, viel zu viel Pädagogik und Moral, sentimentales Ende.

Kinderbücher als Erwachsener: Naturbeschreibungen, ein paar Sachen zum Lachen, deprimierende Anklänge von Realismus, die man als Kind nicht verstanden hat, sehr viel Trauriges und ein Ende, mit dessen Hilfe man sein allgemeines Heuldefizit verringern kann.

Luzide Müdigkeit – Dienstag, 16. Dezember 2014

Zustand des ruhelosen Dahindämmerns, in dem man zwar noch komplizierte Sätze aneinanderbasteln kann, aber keine Ahnung mehr hat, welcher Wochentag ist, wie spät es ist, was man gerade gemacht hat, was man als nächstes tun wird und wann man morgen aufstehen muss.

Guilty Pleasures: Bücher – Montag, 08. Dezember 2014

  • Bücher noch einmal lesen, die man schon tausendmal gelesen hat
  • Bücher auf Amazon nachschauen, und sich dann seitenlang durch „Kunden, die xyz gekauft haben, kauften auch…“ – Empfehlungen klicken
  • Verrisse von Büchern lesen, die man nicht leiden kann
  • Bücher nicht leiden können, obwohl man sie nicht gelesen hat
  • Schlechte Bücher lesen und sich daran weiden, ein wieviel besserer Schriftsteller man wäre

Die Physik der Träume – Sonntag, 16. November 2014

Es ist ja nicht weiter ungewöhnlich, dass ich von Klausuren träume, und noch viel weniger ungewöhnlich ist, dass ich dabei gnadenlos versage. Etwas eigenartig ist aber, wenn ich deshalb versage, weil überhaupt keine Angaben auf dem Blatt stehen und ich erraten muss, welche Antworten von mir gefragt sind. Andererseits ist es vielleicht auch wieder verständlich, dass mein Unbewusstes Physik so erlebt. Nun, aber dieser Traum ist vorbei und bereits zwei Wochen her.

Letzte Nacht ging es erfreulicher zu, da träumte ich, dass ich endlich doch noch in Hogwarts angenommen wurde und zaubern lernen soll. Gerade ging es von Herbology zum Flugunterricht, als plötzlich… Richtig! Ich saß wieder in der verdammten Physikklausur! Die Realität schlägt jetzt auch schon im Traum zu, ich finde das echt nicht fair!

Arten von Müdigkeit – Samstag, 15. November 2014

  • Nieselregen-Müdigkeit: Die behagliche Müdigkeit, wenn man drinnen sitzt und es draußen diesig-neblig ist und man zwar keine Probleme hat, still dazusitzen, aber trotzdem das Geschwafel des Dozenten ausblenden und über etwas angenehmeres nachdenken kann.
  • Dumpfer-Kopf-Müdigkeit: Die Müdigkeit, die man nach einer langen Lern- oder Internetsession hat.
  • Alles-egal-Müdigkeit: Die Art Müdigkeit, die einen plötzlich überfällt und etwaige zu erledigende Aufgaben als etwas völlig irrelevantes darstellt.
  • Existentielle Müdigkeit: Wenn man derartig müde ist, dass man alles, was einen vom Schlafen abhält, als existentielle Bedrohung empfindet.

Für Ergänzungen offen.

F you – Samstag, 04. Oktober 2014

Ich habe heute gelesen, dass die meisten Menschen, Websites in Form eines „F“ lesen. Sie überfliegen die ersten zwei Zeilen, dann bloß noch die ersten Wörter jeder Zeile, bis ungefähr zur Mitte der Seite, dann

lesen

sie

auch

noch mal kurz ein bisschen weiter in die Mitte hinein; und dann

lesen sie nur noch die Anfangswörter jeder Zeile. Das heißt, dass

fast

alles

was

ich

schreibe,

ungelesen

bleibt.

Mistkerle.

Weitere faszinierende Forenphänomene – Dienstag, 30. September 2014

  • Nie ist eine Unterhaltung angespannter, als wenn sich die Diskutanten unentwegt mit „Lieber….“, „Liebe…“ anreden.
  • Erstaunlich viele Menschen leiden unter einer Deppression.
  • Es scheinen immer noch viele Forenteilnehmer zu glauben, es sei irgendwie toll, bunte Schriften zu verwenden.
  • Nie vergessen Menschen schneller, wie die Zitierfunktion funktioniert, als wenn man ihnen unangenehme Fragen stellt.

10 Dinge, die man niemals tun sollte – Donnerstag, 25. September 2014

  • An der eigenen Persönlichkeit arbeiten und hoffen, dass man dadurch die des anderen verändert.
  • Nett zu Menschen sein, die einen mies behandeln.
  • Mit Fundamentalisten diskutieren.
  • Dinge aufschieben, wenn man merkt, dass man eigentlich längst bereit für sie ist.
  • Wichtige Lebensentscheidungen übers Knie brechen, um sich selbst zu beweisen, dass man nicht so ist, wie man fürchtet zu sein.
  • Von sich verlangen, die Dinge, die man tun muss, auch noch gerne zu tun.
  • Mit Mitte 20 glauben, dass man zu alt dafür ist, etwas an seinem Leben zu verändern, was einen grundlegend stört.
  • Den eigenen Verstand und das kritische Denken dem Versuch opfern, ein besserer Mensch zu werden.
  • Bei einer Veranstaltung für Modeblogger Geld fürs Büffet ausgeben.
  • Davon ausgehen, dass es nicht regnen wird.

Deprimierende Sätze über das Leben – Dienstag, 23. September 2014

  • Wenn man nicht das Richtige isst, dann gibt es keine Stufe zwischen Hunger und Übelkeit.
  • Wer sich Sorgen um sein Aussehen macht, hat schon verloren. Wer hässlich ist, auch.
  • Andere zu belügen ist gemein. Authentisch zu sein auch.
  • Wer so gemocht wird, wie er ist, ist zum Stillstand verurteilt. Wer nicht so gemocht wird, wie er ist, wird nicht gemocht.

Wenig hilfreiche Hilfestellungen – 18. September 2014

Schüchterne Menschen machen sich ja angeblich viel zu viele Gedanken darüber, was man über sie denken könnte. Sie vermeiden es, andere anzusprechen, weil sie Angst haben, dass diese sie für unmöglich halten werden, das kann man in jedem Buch nachlesen. Nun, ich als Mensch, der allgemein als schüchtern gilt, möchte diese Behauptung aus der Autorität der Betroffenen heraus korrigieren: Ich habe keine Angst, dass andere mich für unmöglich halten, ich habe Angst, tatsächlich unmöglich zu sein. Angst davor, dass jemand etwas über mich denken könnte, was nicht zutrifft, hätte ich nur dann, wenn es grob rufschädigend wäre. Insofern fürchte ich allenfalls, dass meine reale Unmöglichkeit bemerkt werden könnte.

Dieses aber nur als Einstieg, denn Bücher zum Thema Schüchternheit weisen noch erheblich größeren Korrekturbedarf auf. So wartete eines, das ich vor kurzem gelesen habe, mit allerlei Hinweisen dazu auf, wie man sich in verschiedenen sozialen Situationen, also Bewerbungsgesprächen, Flirts und im Umgang mit Autoritätspersonen verhalten sollte. Das war gleich aus drei Gründen lustig. Erstens hatte der Autor selbst kurz zuvor erwähnt, dass schüchterne Menschen sich oft überkorrekt verhalten und sich maßlos auf jede soziale Herausforderung vorbereiten. Vermutlich haben sie die themenspezifischen Ratgeber, aus denen er seine Tipps abgeschrieben hat, also längst in alphabetischer Reihenfolge im Regal stehen. Zweitens erwähnt der Autor mehrfach, wie empfindlich Schüchterne auf Kritik reagieren. Was meint er also, wie es dem betroffenen Leser gehen wird, wenn der allwissende (oder zumindest sicher in jeder relevanten Hinsicht überlegene) Onkel Psychiater meint, ihm die grundlegendsten Verhaltensregeln nahebringen zu müssen? Ich kann es ihm sagen: Es löst ein mittelschweren psychoseähnlichen Schub aus, währenddessen der Betroffene glaubt, er hätte immer nur geglaubt, die sozialen Regeln zu befolgen, in Wirklichkeit wisse er aber überhaupt nicht, wie man sich benimmt, verhalte sich völlig bizarr und die Gesellschaft toleriere ihn lediglich als bedauernswerte Randerscheinung. Und drittens beklagte der Autor an späterer Stelle, eine negative Eigenschaft schüchterner Menschen sei, dass sie zu sehr auf sich selbst und ihre eigene Performance achten, anstatt den anderen Menschen und dessen Bedürfnisse wahrzunehmen. Mit seinen Tipps leitet er sie dazu an, genau das weiterhin zu tun, bloß besser. Und wo wir gerade beim Thema Flirttipps wären: Der Autor ist ein Anhänger der Marktwerttheorie. Das ist natürlich sehr tröstlich für Schüchterne, die ja sowieso schon glauben, dass alle sie ständig bewerten und potentielle Partner die Menschenfreundlichkeit eines sadistischen Personalers mit Burnout besitzen. Es lässt sich auch wunderbar mit der auf dem Fuß folgenden Aufforderung vereinbaren, seine Mitmenschen als freundlich gesinnt wahrzunehmen und ihnen gegenüber positive Gefühle zu entwickeln.

Es ist nicht leicht für mich, diese Kritik zu schreiben, denn es heißt ja, jemandem auf die Füße zu treten, der mir eigentlich helfen wollte. Das ist etwas, was man als schüchterner Mensch tunlichst vermeiden möchte. Aber es sind, wie man auf amazon unschwer erkennen kann, schon zu viele positive Rezensionen auf diese Weise zustande gekommen. Irgendjemand muss sich ja mal trauen zu nörgeln.