Waidmannsheil – Donnerstag, 31. Juli 2014
Theorien schreiben schön und gut. Aber was kann ich dafür, wenn ausgerechnet um kurz vor 12 alle Spinnen beschließen, aus ihren Verstecken zu kommen und sich in unangenehme Nähe zu meinem Bett zu begeben?
Ich kann nicht mehr. Knabenchor, Kartoffeln, hübsche Bäuerinnen und ihre gescheiterten Schriftstellergatten. Der Bär aß Leberkas. Ich fürchte, ich muss weiter schauen.
Lernen ist, als würde man einen riesigen, schweren Stein vor sich herrollen. Lernen mit Depression ist, als würde man ihn bergauf rollen. Blöderweise ist der Stein aber so groß, und die Sicht so schlecht, dass man den Berg gar nicht bemerkt. Man kommt sich bloß tausendmal dümmer und langsamer als alle anderen vor.
Dieses Gefühl verführt nicht gerade dazu, solche sinnigen, menschenfreundlichen Bilder zu erfinden. Im Gegenteil, es ist geradezu eine Einladung zur Selbstbestrafung. Die kann etwa so aussehen:
Vielleicht bist du ja wirklich zu dumm. Vielleicht bist du nicht begabt dafür. Vielleicht würde zur Gesundung gehören, dass du einsiehst, dass du für anspruchsvolle Aufgaben nicht gemacht bist. Ach, das kommt dir wie eine kranke Strafe vor, wie eine Perversion? Na, das zeigt ja eigentlich schon, dass du in der Hinsicht psychisch ganz schön festgefahren bist! Du hast keinen naturgegebenen Anspruch darauf, geistige Höchstleistungen erbringen zu können! Psychische Krankheiten sind manchmal auch eine Chance, uralte Gewissheiten in Frage zu stellen.
Warum ich das auf Theorie des Tages poste? Weil depressive Gedanken in ihrer ganzen kafkaesken Monstrosität eigentlich auch – etwas von Satire haben.
Wie allseits bekannt sein dürfte, ist uns nur ein Bruchteil dessen, was in unserem Körper passiert, tatsächlich bewusst. Nachdem ich heute einen Bruchteil des Stoffwechsels, nämlich die Glykolyse, auswendig lernen musste, kann ich nur sagen: Gott sei dank!
Ich schätze, heute muss ich meine Theorie in Tags schreiben.