Ich gebe mir tatsächlich Mühe, ein geduldiger und nachsichtiger Mensch zu sein. Sicher mehr, als man mir anmerkt. Aber es gibt eine Klasse Menschen, denen gegenüber ich mir nicht das allerkleinste bisschen Duldsamkeit abringen kann, und das sind Kommilitonen, respektive Kommilitoninnen, die kurz vor Veranstaltungsbeginn eine ganze Sitzreihe aufstehen lassen, weil sie uuuuunbedingt bei ihren BFFs sitzen müssen.
Mag sein, dass ich es nur nicht verstehe, weil ich keine Freunde habe, und deshalb mies und verbittert bin. (Vielleicht habe ich natürlich auch deshalb keine Freunde, weil ich diesen Zirkus nicht mitmache und im Zweifelsfall lieber allein in der ersten Reihe sitze. Aber lassen wir das mal aus.) Aber trotzdem muss es erlaubt sein, mal nachzufragen: Ist das wirklich nötig? Ich meine, die Vorlesung dauert 45 Minuten! Ist es so unerträglich, für diese Zeitspanne NICHT bei seinen Freundinnen zu sitzen? Vor allem, wenn die meisten doch sowieso die ganze Zeit chatten! Warum muss man dann auf Teufel komm raus zusammensitzen?
Ach so, ja. „Ich bin denen so wichtig und die sind mir so wichtig, dass alle anderen und ihre Bedürfnisse vollkommen irrelevant und unwichtig sind! Untermenschen! Was gehört ihr auch nicht zu meinem Freundeskreis?“
Ich glaube, das ist es, was ich daran so hasse. Es stimmt wohl wirklich: Highschool never ends.
P.S.: Wahrscheinlich können die armen Leute gar nichts dafür. Ihre selektive Wahrnehmung „Freunde – wichtig – muss hin – muss hin“ ist vermutlich völlig unbewusst und sagt nichts über ihren Charakter aus. Aber die Vorlesungen würden sich sehr viel angenehmer gestalten, wenn es mehr fehlverschaltete Einzelgänger wie mich gäbe. (Oder auch: Meine hilflosen Versuche, ein geduldiger und nachsichtiger Mensch zu sein.)
P.P.S.: Und am allermeisten hasse ich daran, dass ich mich jedesmal eine halbe Stunde über mich selbst aufrege, weil ich es einfach nicht gebacken kriege, die Leute freundlich vorbeizulassen, anstatt mit Wucht meine Tasche auf den Tisch zu knallen und aufzuspringen. Vielleicht sollte ich es aufgeben, ein netter Mensch sein zu wollen.