El Rächer – Mittwoch, 30. April 2014
Atléti!
Atléti!
Atlético de Madrid!
Wenn ich mir vorstelle, dass ich überlegt hatte, mir das Spiel gar nicht anzuschauen!
Danke, Simeone!
Danke, Turan!
Genau das habe ich jetzt gebraucht.
Atléti!
Atléti!
Atlético de Madrid!
Wenn ich mir vorstelle, dass ich überlegt hatte, mir das Spiel gar nicht anzuschauen!
Danke, Simeone!
Danke, Turan!
Genau das habe ich jetzt gebraucht.
Wer ein gebrochenes Herz hat, braucht einen One-Night-Stand. Im Fußball gibt es ein Äquivalent: Ist etwas grob schiefgegangen, muss man so schnell wie möglich irgendein anderes Spiel sehen. Am besten ein Knockout-Spiel zwischen zwei Mannschaften, die einen überhaupt nicht interessieren, oder zumindest nur vage. Bonuspunkte, wenn das Spiel massiv gehyped wird, einem selbst aber nichts bedeutet. Tja, und wenn es dann auch noch ein solches Massaker ist, wie das, was Real gerade mit Bayern angestellt haben:
Guter Sex.
Profit.
Der Optimismus meiner Mitmenschen beeindruckt mich immer wieder, schienen doch meine Dozenten davon auszugehen, dass ich an diesem ungemein heiteren Montagmorgen irgendwie den Willen haben könnte, ihren Ausführungen zu folgen. Nicht einmal meine Studienkollegen waren vor diesem Irrtum gefeit und erhofften sich von mir allerlei Auskünfte, auf die ich lediglich mit einem leeren Blick und Schulterzucken antwortete. Der Vorteil an chronischer Depressivität ist, dass sie die akute verdeckt, weswegen niemand einen Unterschied zu meinem normalen Mienenspiel sah und mir lästige Fragen nach meinem Befinden erspart blieben.
Den Rest des Tages verbrachte ich damit, keinen Appetit zu haben und das Internet nach Hinweisen darauf zu durchsuchen, dass sich irgendjemand bereits aus dem Sumpf des Selbstmitleids erhoben hat und in der Lage ist, dem Rest der Fanbase moralische Unterstützung zu spenden. Dabei sah ich ziemlich schnell ein, dass es wohl ungerecht ist, etwas von anderen zu erwarten, was man selbst nicht zu leisten fähig ist, und beschränkte mich darauf, auf tumblr Katzenbilder zu rebloggen.
Der Abend verlief dann eher unerfreulich.
Heute werden die PFA-Awards vergeben. Dieses für den FC Liverpool vermutlich recht erfreuliche Ereignis wird leider dadurch überschattet, dass ich heute Nachmittag eine Parade von Erbärmlichkeiten mitansehen musste, die ihresgleichen sucht.
Unangefochten auf Platz Eins rangieren dabei die Fans des FC Chelsea, die nicht etwa verlegen darüber waren, dass ihnen nur ein Fehler unsererseits zum Sieg verholfen hat, sondern ganz im Gegenteil stolz darauf. Die B-Note gibt es dafür, dass sie dies zum Ausdruck brachten, indem sie „It´s all your own fault“ sangen. Ich weiß nicht, ob ich Mutmaßungen über ihr Bewusstsein für die Implikationen dieses Satzes anstellen kann, ohne den Appetit zu verlieren.
Platz Zwei geht, naheliegenderweise, an die Spieler des FC Chelsea. Die Tatsache, dass sie seit der fünften Minute alles getan haben, um Zeit zu schinden, und die überaus pittoreske Szene in der siebzigsten Minute, als sich gleich zwei ihrer Spieler dazu hinreißen ließen, Wadenkrämpfe vorzutäuschen, sind ungefähr gleichermaßen preiswürdig. Glücklicherweise darf man ja noch darauf hoffen, dass dies der einzige Preis ist, der dem FC Chelsea diese Saison zuteil wird.
Abgeschlagen auf Platz Drei liegt der einzigartige José Mourinho, der mit seinem geschickten Einparken genialen Taktieren bloß deshalb so weit hinten landet, weil es allmählich etwas langweilig wird. Aber was mache ich große Worte darum, die eigentliche Laudatio hat ja schon Brendan Rodgers gehalten.
Völlig abseits vom FC Chelsea gibt es aber noch einen weiteren Gewinner, der auf Platz Vier und damit immerhin in der Erbärmlichkeitschampions – Qualirunde ist:
Gröhlende Fußballfans mit Rollkoffer.
Verantwortung übernehmen: Ich bin schuld.
Die Wunden der Kindheit heilen: Ihr seid schuld.
Sich abgrenzen: Es ist mir egal, dass es dir schlecht geht.
Sich öffnen: Hirn ausschalten.
Achtsamkeit üben: Frühverrentung als Lebensgefühl.