Theorie des Tages

Monat: April, 2014

El Rächer – Mittwoch, 30. April 2014

Atléti!

Atléti!

Atlético de Madrid!

Wenn ich mir vorstelle, dass ich überlegt hatte, mir das Spiel gar nicht anzuschauen!

Danke, Simeone!

Danke, Turan!

Genau das habe ich jetzt gebraucht.

Compensation football – Dienstag, 29. April 2014

Wer ein gebrochenes Herz hat, braucht einen One-Night-Stand. Im Fußball gibt es ein Äquivalent: Ist etwas grob schiefgegangen, muss man so schnell wie möglich irgendein anderes Spiel sehen. Am besten ein Knockout-Spiel zwischen zwei Mannschaften, die einen überhaupt nicht interessieren, oder zumindest nur vage. Bonuspunkte, wenn das Spiel massiv gehyped wird, einem selbst aber nichts bedeutet. Tja, und wenn es dann auch noch ein solches Massaker ist, wie das, was Real gerade mit Bayern angestellt haben:

Guter Sex.

Profit.

The show must drag on – Montag, 28. April 2014

Der Optimismus meiner Mitmenschen beeindruckt mich immer wieder, schienen doch meine Dozenten davon auszugehen, dass ich an diesem ungemein heiteren Montagmorgen irgendwie den Willen haben könnte, ihren Ausführungen zu folgen. Nicht einmal meine Studienkollegen waren vor diesem Irrtum gefeit und erhofften sich von mir allerlei Auskünfte, auf die ich lediglich mit einem leeren Blick und Schulterzucken antwortete. Der Vorteil an chronischer Depressivität ist, dass sie die akute verdeckt, weswegen niemand einen Unterschied zu meinem normalen Mienenspiel sah und mir lästige Fragen nach meinem Befinden erspart blieben.

Den Rest des Tages verbrachte ich damit, keinen Appetit zu haben und das Internet nach Hinweisen darauf zu durchsuchen, dass sich irgendjemand bereits aus dem Sumpf des Selbstmitleids erhoben hat und in der Lage ist,  dem Rest der Fanbase moralische Unterstützung zu spenden. Dabei sah ich ziemlich schnell ein, dass es wohl ungerecht ist, etwas von anderen zu erwarten, was man selbst nicht zu leisten fähig ist, und beschränkte mich darauf, auf tumblr Katzenbilder zu rebloggen.

Der Abend verlief dann eher unerfreulich.

 

Verlierermedaillen – Sonntag, 27. April 2014

Heute werden die PFA-Awards vergeben. Dieses für den FC Liverpool vermutlich recht erfreuliche Ereignis wird leider dadurch überschattet, dass ich heute Nachmittag eine Parade von Erbärmlichkeiten mitansehen musste, die ihresgleichen sucht.

Unangefochten auf Platz Eins rangieren dabei die Fans des FC Chelsea, die nicht etwa verlegen darüber waren, dass ihnen nur ein Fehler unsererseits zum Sieg verholfen hat, sondern ganz im Gegenteil stolz darauf. Die B-Note gibt es dafür, dass sie dies zum Ausdruck brachten, indem sie „It´s all your own fault“ sangen. Ich weiß nicht, ob ich Mutmaßungen über ihr Bewusstsein für die Implikationen dieses Satzes anstellen kann, ohne den Appetit zu verlieren.

Platz Zwei geht, naheliegenderweise, an die Spieler des FC Chelsea. Die Tatsache, dass sie seit der fünften Minute alles getan haben, um Zeit zu schinden, und die überaus pittoreske Szene in der siebzigsten Minute, als sich gleich zwei ihrer Spieler dazu hinreißen ließen, Wadenkrämpfe vorzutäuschen, sind ungefähr gleichermaßen preiswürdig. Glücklicherweise darf man ja noch darauf hoffen, dass dies der einzige Preis ist, der dem FC Chelsea diese Saison zuteil wird.

Abgeschlagen auf Platz Drei liegt der einzigartige José Mourinho, der mit seinem geschickten Einparken genialen Taktieren bloß deshalb so weit hinten landet, weil es allmählich etwas langweilig wird. Aber was mache ich große Worte darum, die eigentliche Laudatio hat ja schon Brendan Rodgers gehalten.

 

Völlig abseits vom FC Chelsea gibt es aber noch einen weiteren Gewinner, der auf Platz Vier und damit immerhin in der Erbärmlichkeitschampions – Qualirunde ist:

Gröhlende Fußballfans mit Rollkoffer.

Schlimmer geht immer – Samstag, 26. April 2014

Es gibt eine Fortsetzung: Bayernfans mit Smartphones.

Berufsverkehr – Freitag, 25. April 2014

Langsame Menschen. Verwirrte Menschen. Menschen, die beim Gehen auf ihr Smartphone schauen. Rechts stehen, links stehen, zu schmale Rolltreppen.

Wütende Menschen. Unhöfliche Menschen. Menschen, die genau an der engsten Stelle des Bahnsteigs ihre seit Jahren verschollene beste Freundin wiedertreffen. Kaputte Rolltreppen.

Wegfahrende U-Bahn. Verspätete U-Bahn. Menschen, die beim Gehen auf ihr Smartphone starren. Kaputte Anzeigetafeln.

Langsame Menschen. Eilige Menschen. Menschen, die einen beim Aussteigen anrempeln, weil sie auf ihr Smartphone starren. Menschen mit Rollkoffer.

Menschen, die immer langsamer werden, weil sie beim Gehen auf ihr Smartphone schauen. Unhöfliche Menschen mit Rollkoffer. Verwirrte Menschen, die nicht einsehen, dass die Rolltreppe kaputt ist. Zu schmale Bahnsteige.

Verwirrte Anzeigetafeln. Unhöfliche U-Bahn, die beim Wegfahren auf ihr Smartphone starrt. Kaputte Rollkoffer. Zu langsame Menschen.

Zyniklopädie der Lebenshilfe, Teil Ich-bin-viel-zu-faul-das-nachzuschauen – Donnerstag, 24. April 2014

Verantwortung übernehmen: Ich bin schuld.

Die Wunden der Kindheit heilen: Ihr seid schuld.

Sich abgrenzen: Es ist mir egal, dass es dir schlecht geht.

Sich öffnen: Hirn ausschalten.

Achtsamkeit üben: Frühverrentung als Lebensgefühl.

 

Ein weiterer Tag – Mittwoch, 23. April 2014

Unentschlossenes Wetter, deprimierende Grundstimmung, genereller Zeitmangel, absolute Lustlosigkeit. Ich bin blind geworden auf dem Theorienauge; kann mir die Welt nicht mehr erklären. Oder ich schlittere mal wieder in eine akute depressive Episode hinein, aber solange ich mich noch über tumblr aufregen kann, ist alles im grünen Bereich. Schade, dass selbst der manchmal so verdammt grau aussieht.

Von Bienen und Aliens – Dienstag, 22. April 2014

Ein weiterer Tag Lebensunfähigkeit neigt sich dem Ende zu, Atleti und Chelsea haben unentschieden gespielt und der Frühling kann sich immer noch nicht entschließen, so warm wie der Winter zu werden. Nichtsdestotrotz fliegen auf meinem Balkon jede Menge Brummviecher herum; so viele, genaugenommen, dass ich bereits eine Summtonpsychose entwickle. Von den Albträumen ganz zu schweigen.

Da eine Psychose ohne ein paar anständige Verschwörungstheorien keinen Spaß macht, möchte ich hier dringend die Behauptung loswerden, dass es sich zumindest bei einer Art Brummviech gar nicht um Insekten, sondern um außerirdische Roboter handelt. Die Rede ist selbstverständlich von den Bienen.

Gestern, irgendwann am frühen Nachmittag. Eine Biene verirrt sich auf die falsche Seite der Balkontür. Offenbar handelt es sich um eine clevere Biene, denn sie versucht gar nicht erst, durch die Glasscheibe zu kommen. Stattdessen schwänzelt sie um den metallenen Türgriff herum. Davon abgetörnt dreht sie ab und fliegt ins Zimmer hinein zur nächsten Attraktion: Dem ebenfalls metallenen Kronleuchter. Auch dieser wird eingehend befühlt.

Um irgendwelche peinlichen Rückschlüsse auf die hygienischen Verhältnisse in meiner Wohnung auszuräumen: Nein, ich schmiere meine Lampen nicht mit Nektar ein! Offensichtlich fühlt diese spezielle Biene sich ausdrücklich nicht von Blumen, sondern von Metall angezogen.

Während ich ihren Weg zurück nach draußen mit den Augen verfolge, fällt mir auf, dass sie sehr ruckartig fliegt. Gar kein brummviechmäßiges Geschwirre, eher wie eine U-Bahn, die immer wieder anfährt und dann doch wieder stehenbleibt. Ich sag´s ja: Eindeutig ein Roboter. Akte X lässt grüßen.

Life on hold – Montag, 21. April 2014

Ein weiterer Doppelfeiertagsschrecken neigt sich seinem Ende entgegen. Vielleicht erwacht morgen die Welt wieder aus ihrer Erstarrung, vielleicht gibt es morgen wieder irgendetwas im großen weiteren Web, was als kleines Fitzelchen Inspiration gelten kann. Oder sogar im Leben, sofern man eins besitzt. Für heute bin ich aber einfach nur müde.